Werden Avatare die neuen ManagerInnen?!
Stellen Sie sich vor, im Labor ist es bereits möglich Ihren Kopf in 20 Minuten zu vermessen und aus den Daten einen fotorealistischen Avatar zu erstellen, der Blicken folgen und sogar emotionale Gesichtsausdrücke widergeben kann. Wenn dann dazu von Ihrem Handy auch noch Audiodaten geklaut werden, dann kann der Avatar sogar sprechen wie Sie: Der Avatar ist von Ihnen bei einer Videotelefonie nicht mehr zu unterscheiden.[1] Anders, aber um nichts nachstehend die Tatsache, dass in japanischen Hotels humanoide Roboter bereits als Concierges eingesetzt werden.[2]
Die Argumentation, dass Roboter zu unflexibel und unmenschlich seien, kann nicht mehr vollständig aufrechterhalten werden. Roboter können die Mimik analysieren, das Gegenüber entsprechend der Stimmung und Laune einschätzen, und folglich stimmig reagieren. Einer der heftigsten Punkte daran ist, dass humanoide Roboter, ob man will oder nicht, tatsächlich auf uns Menschen menschlich einwirken. Thomas Metzinger spricht dabei von der sozialen Halluzination.[3]
Aufgrund der Spiegelneuronen reagieren wir auf unser Gegenüber – auch auf einen Roboter. Unser menschliches System ist so aufgebaut, dass wir auch einem Roboter menschliche Wesenszüge zuschreiben.[4]
Das ist lt. Metzinger ganz normal für Menschen. Aber genau das kann in Bezug auf die rasant fortschreitende Technik, in Verbindung mit unserer Effizienzgetriebenheit, in Zukunft ein fragwürdiges Arbeitsleben schaffen. Gleichzeitig könnte man mit den neuen Techniken die Arbeit zu einem gewünschten Konsum-Rausch werden lassen, perfekt und aufregend gestaltet.[5] read more Viele Jobs könnten durch Roboter, Avatare und virtuelle Assistenten ersetzt werden. Wie man bereits weiß, operieren Roboter besser als Menschen und auch die Diagnostik von Robotern ist unbestreitbar gut, im Vergleich zum Menschen [6],[7]. Die Altenpflege könnte mit humanoiden Robotern revolutioniert bzw. kostenmäßig besser in den Griff bekommen werden. Die Sekretärin kann durch einen Avatar ersetzt werden, und vielleicht sogar der/die ManagerIn?! In 30 Jahren werden uns die virtuellen Assistenten als Hologramm überall hin begleiten [8]. An Virtual Rooms im Sinne des Holodeck aus Star Trek wird gearbeitet. Der Wunsch nach einer Parallelwelt, wo man je nach Wunsch und Bedarf hineingeht und was tun bzw. auch arbeiten kann, hat viele ForscherInnen in den Bann gezogen.[9] In der Weltraumforschung arbeitet man bereits real in virtuell animierten Räumen, um die Astronauten auf Ihre Missionen im Weltraum bestmöglich vorzubereiten. Auch Volkswagen setzt bereits Virtual Reality für bestimmte Arbeitsbereiche ein. Und Zuckerberg möchte Facebook zu einem Virtuellen Ort machen, wo Menschen sich über ihre Avatare auch körperlich treffen können. Das geschriebene Wort ist hier nur der erste Schritt.[10] Das Wort Avatar kommt ursprünglich aus dem Sanskrit (avatara) und bedeutet dort etwa: „Das Erscheinen Gottes auf Erden in einer von ihm frei gewählten Form.“ Wenn es tatsächlich möglich ist, mit Avataren zu arbeiten, diese nach Wunsch und Bedarf für sich selbst frei zu wählen, dann hat das Folgen – für einen selbst und für das Gegenüber.[11] Das Spiel mit den Masken wird vielleicht noch intensiver. Wir agieren auch sonst mit Masken, das ist normal. In meinem Artikel „Das Führen mit Masken“ habe ich in Ansätzen versucht, dieses Thema zu veranschaulichen. Niemand agiert ohne Masken, aber durch den Einsatz von Avataren als VertreterInnen für einen selbst, könnte sich damit das Kommunikationsverhalten in einer noch nicht wirklich fassbaren Weise ändern. Vermutlich können wir uns in keiner Weise vorstellen, was es heißt, sich selbst von einem Avatar beruflich ersetzen zu lassen? Wir können uns kaum vorstellen, was es mit uns macht, wenn wir beispielsweise für schwierige oder heikle Themen den Virtual Room besuchen, um uns dort nach Wunsch von frei gewählten Hilfswesen, Hilfe und Lösungen zeigen zu lassen? Die ForscherInnen und ExpertInnen sehen es euphorisch und meinen, dass sich damit für viele Menschen neue Chancen auftun – insbesondere die Chance, so sein zu können wie man ist, die Barriere von Klasse, Sprache, Erziehung und Nationalität fallen lassen zu können [12]. Auch Jonathan Harth sieht die Vorteile und meint, dass mit dem Besuch von Virtual Rooms ganz neue Perspektiven erkannt werden können, und man das Gegenüber besser einschätzen und verstehen könne. Man spricht bei der Virtual Reality sogar von einer Empathie-Maschine. Und man wird unsterblich. In den Virtuellen Räumen bleibt der Avatar am Leben, auch wenn der/die menschliche SchöpferIn bereits gestorben ist.[13] Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was das konkret mit Ihnen als Führungskraft zu tun hat? Vielleicht sind diese Utopien für Sie noch weit weg oder gar Spinnereien und Sie meinen, so kommt es nicht. Aber was, wenn es doch so kommt, und Sie durch einen Avatar ersetzt werden oder umgekehrt, Sie in nicht allzu langer Zukunft Avatare als MitarbeiterInnen vor sich haben? Wie führen Sie diese Avatare? Was wäre, wenn Sie tatsächlich im Virtual Room Ihre Probleme ganz offen, direkt und diskret mit virtuellen Figuren besprechen könnten? Was würde das mit Ihnen machen? Könnte es sein, dass Sie dann anders handeln als bisher? Metzinger sieht die Entwicklung äußerst kritisch. Er glaubt, dass die gut gemeinten Chancen der humanoiden Robotik und der virtuellen Realität nicht zum Zug kommen, sondern in den allermeisten Fällen diese neuen Techniken nur der Konsumentenmanipulation dienen werden.[14] Mit Second Life kann im World-Wide-Web eine dreidimensionale Welt, eine Parallelwelt, simuliert werden. Es ist ähnlich einem Spiel, jedoch ohne vorgegebener Handlung. Der Schwerpunkt liegt auf der Begegnung der Teilnehmenden. Adidas, Toyota oder Mercedes nutzen Second Life bereits als Marketingplattform und Experimentierfeld. Selbst PolitikerInnen nutzen bereits Avatare, um Wählerstimmen im wahren Leben zu erhalten.[15] Und genau das führt mich zu der Frage, ohne die Marketingstrategien oben genannter Unternehmen und ambitionierten PolitikerInnen negativ betrachten zu wollen. Was meinen Sie als Führungskraft: Könnte es Ihnen auch passieren, dass Sie die unglaublichen Möglichkeiten der neuen Technik vorwiegend zum Zweck der Gewinn- und Machtmaximierung nutzen? Ich weiß, dass ist eine schwierige Frage. Von einem Standpunkt aus will kein Mensch, und auch keine Führungskraft, nur ausbeuten. Aber von einem anderen Standpunkt aus, wenn der Machtfaktor steigt, dann ändern Menschen ihr Verhalten unter Zugzwang der eigenen Machterweiterung.[16] Das ist nicht böswillig. Das ist menschlich. Dies braucht aber, um nicht auszuarten, menschlichen Rat von jenen, die die Machtspiele im positiven Sinn gut zu lenken im Stande sind. Das fordert Selbstdisziplin und Achtsamkeit. Im digitalen Universum gibt es jedoch noch keine Regeln und keine Achtsamkeitshüter. Genau das könnte die neuen Techniken gefährlich machen – für jeden.[17] Die Kraft der Avatare, Virtual Rooms und humanoiden Robotern sollte jedenfalls nicht unterschätzt werden. So arbeitet man u.a. auch daran, Roboter über menschliche Gedanken steuern zu lassen, sozusagen Superintelligenzen mit übermenschlichen Fähigkeiten zu kreieren.[18] Stellen sie sich vor, Sie könnten als Führungskraft so einen Roboter für sich nutzen, Ihren Geist mit dem Geist eines Roboters verbinden? Würden Sie das wagen, und wenn ja, was würden Sie dann tun? Was wird passieren, wenn Ihre MitarbeiterInnen ebenfalls diese Möglichkeit haben? Mag sein, dass das alles sehr utopisch und unrealistisch klingt, aber Metzinger und andere warnen und fordern dringend Reflexion und Handlungsschritte. Die ForscherInnen sind weiter, als manche denken. Vielleicht gehören Sie aber zu jenen, die sogar mehr wissen und diesen Beitrag belächeln. Ich bin kein IT-Spezialist und kann das Thema Roboter, Avatare und künstliche Welten sicher nur sehr laienhaft ansprechen. Aber so viel meine ich sagen zu können: der technischen Fortschritt ist unaufhaltsam und die Arbeitswelt wird sich verändern – vielleicht nicht ganz so dramatisch, aber wer weiß. Manche ForscherInnen bzw. IT-Freaks, wie Elon Musk, warnen jedoch sehr eindringlich. Und das tun sie sicher nicht grundlos. Musk meint, dass durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ein Dritter Weltkrieg ausbrechen könnte.[19] So weit gehen andere ForscherInnen mit Ihrem Zukunftsbild nicht, aber stellen sehr eindeutige Prognosen: Beispielsweise, dass durch die Robotik bis ins Jahr 2030 die Einkommensschere noch weiter auseinanderklaffen wird. Man rechnet mit massiver Arbeitslosigkeit und großflächigen Lohnsenkungen, gefolgt von einem Einbruch der Lohnsteuer sowie einer Überlastung sozialer Sicherungssysteme. Klassische Berufsbilder werden bald zu bedrohten Arten.[20] Diese Annahmen lassen mich nicht unberührt, und ich muss zugeben, dass ich vielleicht doch noch zu wenig in die Zukunft denke in Verbindung mit der Wirkungskraft Künstlicher Intelligenz, Avatare und humanoide Roboter. Wie sieht es bei Ihnen aus? Wie offen ist Ihr Blick für eine mit Avataren und Künstlichen Intelligenzen geprägte Zukunft? Wenn Sie die Möglichkeit hätten, sich selbst von einem Avatar vertreten zu lassen, beispielsweise von einem Macht-Avatar, würden Sie das ausprobieren? Auch wenn Avatare angeblich ein emotionales Gespräch nicht ersetzen können [21], so kann jedoch ein Avatar im Gegenüber Emotionen so sehr beeinflussen, dass das Gegenüber dann dem Avatar Empathie zuschreibt, auch wenn dieser keine an den Tag legen kann. Das ist eben der Hacken an der Sache. Der Zauberlehrling verliert sich in seinem Zauber. Die menschliche Empathie schlägt die Technik, jedoch nicht im ursprünglich erwähnten Sinn. Klaus Schwab, der Gründer und Vorsitzender des World Economic Forum (weforum.org) meint:[22] Wir stehen an der Schwelle einer technologischen Revolution, die unsere Art zu leben, zu arbeiten und unsere Beziehungen grundlegend ändern wird.[23] Alles ist in Bewegung und wer nicht rechtzeitig erkennt, wohin die Reise geht, und nicht rechtzeitig die Weichen stellt, der kann schnell den Anschluss verlieren.[24] Gleichzeitig muss man die neuen Möglichkeiten kritisch betrachten und sollte diese nicht unbedacht wie ein Zauberlehrling einfach in das Unternehmen einführen. Manche ExpertInnen sprechen davon, dass die Künstliche Intelligenz die globalen Risiken der Nukleartechnologie, die historisch lange unterschätzt wurde, übertreffen werde. Sie sprechen nicht vom Dritten Weltkrieg wie Musk, aber warnen eindringlich davor, dass der technologische Fortschritt die Menschen vor historisch beispiellose ethische Herausforderungen stellen wird. Der technologische Fortschritt entwickelt sich exponentiell, für die geistigen Fähigkeiten des Menschen gilt das so nicht.[25] Deshalb fordert Musk strengere Regulierungen, wird jedoch von anderen, wie beispielsweise Zuckerberg, als Schwarzmaler bezeichnet.[26] Was heißt das jetzt für Sie oder mich? Die Welt 2030 steht bald vor der Türe. Vieles bewegt sich bis dahin und wird Ihr und mein Leben, das Leben Ihrer und meiner Familie beeinflussen. Was all die Änderungen für Sie und mich bedeuten, dass kann meinem Empfinden nach nur mit äußerst reflektiertem, breitgefächerten Wissen und tiefgehenden, selbstkritischen Betrachtungen angegangen werden. Abschließen möchte ich diesen, vermutlich nicht leicht zu verdauenden Beitrag, mit 2 konkreten Fragen: Was können/wollen Sie als Führungskraft für Ihr Unternehmen und Ihre MitarbeiterInnen wagen, um erfolgsversprechend in die Zukunft blicken zu können? Was wollen Sie für sich persönlich und Ihre Familien in Zukunft sicherstellen? Ihr Günther Wagner Literaturquellen: [1] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/neuroethiker-ueber-roboter-der-evolution-ist-ja-egal-ob-wir-gluecklich-sind/20275416.html. Am 2017-09-05 gelesen. reduce text
Künstliche Intelligenzen und das Spiel mit Masken
[2] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/neuroethiker-ueber-roboter-der-evolution-ist-ja-egal-ob-wir-gluecklich-sind/20275416.html. Am 2017-09-05 gelesen.
[3] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/neuroethiker-ueber-roboter-der-evolution-ist-ja-egal-ob-wir-gluecklich-sind/20275416.html. Am 2017-09-05 gelesen.
[4] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/neuroethiker-ueber-roboter-der-evolution-ist-ja-egal-ob-wir-gluecklich-sind/20275416.html. Am 2017-09-05 gelesen.
[5] https://www.cio.de/a/wie-wir-im-jahr-2030-arbeiten,3103921. Am 2017-09-05 gelesen.
[6] https://ea-stiftung.org/files/Kuenstliche-Intelligenz-Chancen-und-Risiken.pdf. Am 2017-09-06 gelesen.
[7] https://blog-wagner-consulting.eu/erschuetterung-der-macht/.
[8] http://www.psychologie-heute.de/das-heft/aktuelle-ausgabe/detailansicht/news/alles_vernetzt_leben_im_jahr_2050/. Am 2017-09-05 gelesen.
[9] http://www.fr.de/politik/technik-virtual-reality-wird-immer-realer-a-1338682. Am 2017-09-05 gelesen.
[10] http://www.fr.de/politik/technik-virtual-reality-wird-immer-realer-a-1338682. Am 2017-09-05 gelesen.
[11] http://www.psychologie-heute.de/archiv/detailansicht/news/ein_anderer_sein/. Am 2017-09-05 gelesen.
[12] http://www.fr.de/politik/technik-virtual-reality-wird-immer-realer-a-1338682. Am 2017-09-05 gelesen.
[13] http://www.fr.de/politik/technik-virtual-reality-wird-immer-realer-a-1338682. Am 2017-09-05 gelesen.
[14] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/neuroethiker-ueber-roboter-der-evolution-ist-ja-egal-ob-wir-gluecklich-sind/20275416.html. Am 2017-09-05 gelesen.
[15] http://www.psychologie-heute.de/archiv/detailansicht/news/ein_anderer_sein/. Am 2017-09-05 gelesen.
[16] https://blog-wagner-consulting.eu/macht-veraendert-jeden/.
[17] http://www.fr.de/politik/technik-virtual-reality-wird-immer-realer-a-1338682. Am 2017-09-05 gelesen.
[18] http://www.zeit.de/2017/13/kuenstliche-intelligenz-roboter-technik-politik-digitalisierung. Am 2017-09-05 gelesen.
[19] http://www.n-tv.de/wirtschaft/Elon-Musk-fuerchtet-Dritten-Weltkrieg-article20017677.html. Am 2017-09-06 gelesen.
[20] http://www.zeit.de/2017/13/kuenstliche-intelligenz-roboter-technik-politik-digitalisierung. Am 2017-09-05 gelesen.
[21] https://www.it-zoom.de/it-mittelstand/e/emotionale-beratung-durch-roboter-17544/. Am 2017-09-05 gelesen.
[22] Oberholzer, Kurt: Digitalisierung: Wandel ist unausweichlich. Salzburger Wirtschaft. Nr 5: 05.02.2016.
[23] Oberholzer, Kurt: Digitalisierung: Wandel ist unausweichlich. Salzburger Wirtschaft. Nr 5: 05.02.2016.
[24] Oberholzer, Kurt: Digitalisierung: Wandel ist unausweichlich. Salzburger Wirtschaft. Nr 5: 05.02.2016.
[25] https://ea-stiftung.org/files/Kuenstliche-Intelligenz-Chancen-und-Risiken.pdf. Am 2017-09-06 gelesen.
[26] http://www.n-tv.de/wirtschaft/Elon-Musk-fuerchtet-Dritten-Weltkrieg-article20017677.html. Am 2017-09-06 gelesen.