Motivation
BIZZFLUENCER IN DER KRISE

BIZZFLUENCER IN DER KRISE

Hendrik Martens (BIZZfluencer, Ideealist, Coach und Online-Marketing-Spezialist) spricht in meinem letzten Podcast von einer Sozial-Media-Krise im aktuellen digitalen Hype, konkret von einer Content-Krise! Das sollten wir uns näher ansehen – warum?!

Gerade jetzt scheint doch die digitale Präsenz, ein digitaler Arbeitseinsatz wie nie zuvor, als unternehmerisch relevant eingestuft zu werden. Innerhalb kürzester Zeit, angeheizt durch die Corona-Krise, bemühten sich Unternehmen, Selbstständige, ja sogar Behörden sich digital ernsthaft richtig fit zu machen, versuchten sich in den digitalen Medien arbeitstechnisch zu profilieren, Arbeit, Wissen, Unterstützung digital zu verwerten, aufzubereiten und zu teilen.

Digital agiles Arbeiten scheint nun endlich für eine große Zahl von Menschen machbar und lebbar zu werden! Es wirkt plötzlich weitreichend und umfassend realisierbar, so praktikabel, von jedem Ort aus machbar. Home-Office ist innerhalb kurzer Zeit zur Arbeitsrealität geworden, virtuelle Büros sind keine Spinnereien mehr. Das scheint doch äußerst zukunftsversprechend, löst aktuell viele Probleme nahezu mit einem Schlag – angefangen von der Ausbreitung der Ansteckungsgefahr mit Covid-19 bis hin zu einer deutlichen Reduzierung der Umweltbelastungen durch den heruntergefahrenen Verkehr.

Aber irgendwie hinterlässt dieser digital agile Arbeitshype bei Hendrik, bei mir und manchen anderen einen seltsamen fahlen Geschmack?! – und ich frage mich:

Warum fühle ich mich aktuell im digitalen Hype nicht befriedigt, spüre keinen wirklich guten Arbeitsfluss, kein wirklich gutes Vorankommen, keinen arbeitstechnischen Erfolg – obgleich ich vor Corona doch ein höchst motivierter Verfechter digitaler Tools, digitaler Medien, agiler Arbeitsweisen war?

Vor Corona versuchte ich Unternehmen bewusst zu machen, wie wichtig es ist, digital fit zu sein, sich agil wendig im Netz bewegen zu können, sich mit künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen, Social SellingSocial Storytelling zu nutzen …

Und jetzt, wo die Digitalisierung bzw. die digital agilen Arbeits- und Lebensweisen scheinbar wirklich umfassender zu greifen beginnen, sehe ich Schatten, deutliche Schatten, die ich bisher scheinbar noch nicht wahrnehmen konnte bzw. wollte?! Diese Schatten beunruhigen mich, zeigen mir auf, dass irgendetwas nicht ganz nach Plan läuft, zumindest in meiner Wahrnehmung – und dem möchte ich mich stellen. Ich möchte meine Sommerpause und auch zeitweilige Netzpause nutzen, um der aufkommenden Skepsis in mir nachzugehen.

Was ich jedoch schon jetzt klar zu spüren meine, dass die Content-Krise, von der Hendrik spricht, noch viel tiefer reicht …

 

KEINE KONTENT-KRISE – SONDERN EINE KRISE UM DAS RECHTE MASS 

Es scheint mir, dass auf vielen unterschiedlichen Ebenen die Maßnahmen und Vorgehensweisen, die Ziele und Wünsche, die Vorgaben und Richtlinien irgendwie nicht mehr ganz das rechte Maß zu finden scheinen.

Egal was ich aktuell betrachte,

  • Corona und die damit verbundenen Corona-Maßnahmen,

  • Digitalisierung,

  • Wirtschaftswachstum,

  • den Drang alles kontrollieren zu können, alles zu optimieren, noch effizienter, noch höher, schneller, weiter zu kommen,

  • um jeden Preis selbst dem Tod zu trotzen und das Leben auszudehnen, alle Krankheiten mit High-Tech auszumerzen,

  • die Natur zu unterjochen, der Natur nachzuhelfen, mehr zu produzieren als sie auf natürlichem Weg ermöglicht,

  • selbst den Wohnort Erde zu überwinden, die Besiedelung von Menschen am Mars in die Wege zu leiten,

  • uvm …

all das löst in mir die Frage aus, ob wir Menschen im Umgang mit dem Leben und den mit dem Leben verbundenen Arbeitsweisen und Herausforderungen, die so umfassend sind wie schon lange nicht mehr, wirklich den richtigen Weg gehen, oder immer öfter über das Ziel hinausschießen?

Genau genommen habe ich mich schon früher dieser Frage gestellt, habe es nur unter einem anderen Aspekt betrachtet – unter der systemischen Krise. Das würde ich aktuell auch noch so stehen lassen, nur mit dem Unterschied, dass ich es jetzt konkretisieren möchte, sprich von einer Krise des rechten Maßes sprechen würde.

Die Content-Krise, von der Hendrik spricht, mag aus dem heraus resultieren, dass auch dahingehend das Maß überschritten wurde. Es wird aktuell so viel Content im Netz produziert wie noch nie – kein Mensch ist mehr im Stande diesen Content aufzunehmen, dem Content aufmerksam zu folgen, daraus auch noch einen sinnvollen Nutzen für sich zu ziehen bzw. überhaupt den qualitativ wirklich relevanten Content für sich zu finden. Das Überangebot, die Überfülle führt zu einem Übermaß, zu einer Überforderung, die schlussendlich zu einer heimtückischen Vereinfachung führt.

Die Überfülle, das Übermaß ist zu einem unsichtbarer Dauerbegleiter auf unserem Globus geworden, zum Antriebsmotor der Wirtschaft, zum Antriebsmotor des Lebens schlechthin. Wir geben uns dem Glauben hin, durch diese Überfülle an Informationen, an Dingen, an Möglichkeiten, eine unbegrenzte Befriedigung von Erfolgen, Zielen, ein erfülltes Leben zu führen. Doch genau das kann die Überfülle, die permanente Überbefriedigung nicht bewirken. Stattdessen erhöht es sogar noch mehr den Druck, erhöht noch weiter den Antrieb, mehr erreichen zu wollen, mehr besitzen zu wollen, noch gesünder zu leben, noch älter zu werden, noch mehr aus der Erde an Ressourcen herauszuholen, noch mehr das Leben kontrollieren zu können, das Maß noch weiter zu überschreiten …

Manchen von Euch wird es jetzt vielleicht übel aufstoßen, wenn ich davon spreche, dass wir Menschen, und besonders die Wirtschaftstreibenden, uns in der Überfülle verlieren, das Maß der Dinge verloren haben. Manche werden meinen, was für eine Anmaßung von mir, der Wirtschaft vorzuwerfen, übermäßig zu sein, das falsche Maß zu verfolgen. Aber wir, die Wirtschaftstreibenden, wozu ich mich genauso zähle, können und sollten nicht länger die Augen schließen und so tun, als ob die Wirtschaft alles richtig macht.

Die Corona-Krise ist eine gute Möglichkeit aus der Krise zu lernen, u.a. ein gesundes Maß zur Überwindung von Herausforderungen zu entwickeln. Dahingehend versuche ich den Umgang der Regierungen mit Corona in Bezug auf ein rechtes Maß weitreichend zu reflektieren. So wie es sich mir aktuell zeigt, würde ich jedoch kritisch hinterfragen, ob die Regierungen tatsächlich ein gesundes Maß finden, um mit der Pandemie gut umzugehen, im Stande sind weitreichend abzuschätzen, welche Maßnahmen wie wirken und welche Folgen das mit sich bringt?!

Ich weiß, mit dieser Aussage von mir werden einige von Euch mich gleich in das Verschwörungseck der Corona-GegnerInnen zuordnen. Doch ich will weder die eine Position noch die andere einnehmen, sondern viel mehr bewusst machen, wie sehr wir mit dem was wir für gut und richtig finden oder ablehnen, das Maß bestimmen und gleichzeitig im selben Atemzug dazu neigen, das Maß zu übertreiben bzw. zu überspannen.

Wie ich schon einige Absätze zuvor sagte, ich glaube, viel zu viele agieren unbewusst in einer Dauer-Überfülle, in einer Dauer-Überspannung. Und selbst wenn es manchen bewusst ist, wird diese Überfülle und Überspannung gar nicht als negativ wahrgenommen – im Gegenteil: Die Überfülle und die damit verbundene Überspannung scheint für viele sogar positiv zu wirken, ein permanentes scheinbar guttuendes Rauschgefühl, ein permanentes scheinbar positives Aktiv-Sein, Erfolgreich-Sein zu suggerieren. Doch für mich fühlt es sich immer mehr so an, dass wir das rechte Maß im Umgang mit dem Leben nicht mehr wahrnehmen können. Wir überstrapazieren die Umwelt, die Ressourcen und uns selbst …

Ich kann mir vorstellen, dass jetzt einige von Euch mir entgegnen, dass ich mit dieser Aussage selbst das rechte Maß verloren hätte, mich viel zu anmaßend und urteilend den Wirtschaftstreibenden gegenüber äußere. Ich werfe in diesem Artikel mit dem rechten Maß um mich, ohne konkret zu werden, was mit dem rechten Maß überhaupt gemeint sein könnte?

Und genau damit wären wir beim wirklich heiklen Punkt, denn für jeden ist das Maß sehr individuell rechtens. Darüber hinaus wird jenes Maß als rechtens eingestuft, welches gerade von einer größeren Gruppe befürwortet wird – selbst dann, wenn es das rechte Maß überschreitet und Beispiele gibt es dazu in der Geschichte genügend.

Wir stehen aktuell vor der großen Herausforderung, das rechte Maß überhaupt zu finden. Und das geht eigentlich nur über den Weg, das, was wir jetzt im Moment für richtig und erfolgsversprechend halten, ernsthaft in Frage zu stellen, kritisch zu beleuchten – sei es den Umgang mit Corona, sei es den Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen unserer Erde, sei es was die individuellen wie auch wirtschaftlichen Ziele betrifft, … Wenn wir dies wagen, dann werden vielleicht die einen oder anderen von Euch merken, dass die Frage um das rechte Maß schlussendlich in eine sehr menschliche, individuelle Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens führt.

So gesehen kann man der Wirtschaft keinen Vorwurf machen, das rechte Maß nicht zu kennen bzw. darauf keine rechte Antwort zu finden. Doch genau dieses Vakuum, die fehlende kritische Auseinandersetzung mit dem rechten Maß in der Wirtschaft, wie auch in der Politik und Gesellschaft, führt direkt in die Krise, zu einer systemischen Krise. Wir stecken global mitten in einer Bewusstseinskrise, in einer Sinnkrise. Wir Menschen werden auf uns Menschen zurückgeworfen, auf unsere Übertreibungen, auf unsere Egoismen, auf unsere Schwächen, unsere Ängste, …

Mit diesem offenen Ende verabschiede ich mich nun von Euch, gehe in die Sommerpause und melde mich vielleicht mit einem überraschenden Lösungsansatz wieder!

Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit und Euren Willen, mir auch dann zu folgen, wenn ich nicht nur feine, angenehme leicht verdauliche Info-Happen verteile.

Euer Günther 

 

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