
DIE BESTE STRATEGIE …
MIT HOHEM TEMPO EXPERIMENTIEREN UND REFLEKTIEREN
Wie es scheint, drängt es sehr danach, Mut für radikales Umsteuern aufzubringen, wie es VW-Chef Herbert Diess Anfang Jänner 2020 deutlich zum Ausdruck brachte. Diese Aufforderung war fast zeitgleich mit meinem Aufruf zum „Mut am Montag“ in die Öffentlichkeit gegangen.
Diess sieht in der Digitalisierung die Achillesferse für VW
Wenn es VW nicht schafft, agiler und reaktionsfähiger zu werden, die Qualität des Ertrags statt den Absatz in den Fokus zu nehmen, könnte es für VW eng, sehr eng werden.[1] Agilität zählt zu den 20 Big Ideas für 2020 schreibt Sara Weber, Redaktionsleitung LinkedIn Deutschland und Niederlande. Selbst die konservativsten Unternehmen müssen endlich verstehen, dass sie flexibler agieren müssen.[2]
Mit Agilität als Muss für 2020, insbesondere über das umfassende Scheitern von Agilität, sorgte ich bereits für Aufruhr. Egal wie man aktuell die Lage betrachtet, es ist außerordentlich schwierig und erzeugt Druck in jede Richtung:
Man muss agil denken, handeln, visionär wirken, insbesondere was den Einsatz der Künstliche Intelligenz (KI) betrifft,
aber genau damit wird es nicht leichter, sondern noch komplexer, noch schneller, noch weniger kontrollierbar für all jene, die es nicht rechtzeitig schaffen, sich bewusst und eingehend mit Digitalisierung, mit KI und der Macht der Daten auseinanderzusetzen. Yuval Noa Harari, Historiker, Philosoph und Bestseller-Autor, sprach aktuell beim World Economic Forum (WEF) 2020 in Davos davon, dass jene verlieren werden, die in die Entwicklung von KI zu wenig Einsatz stecken. Gegenwärtig sind nur 2 bzw. 3 Länder dominierend, USA, China und Japan.[3]
Das führt mich direkt zu den Herausforderungen, die man in keiner Weise mehr von der Hand weisen kann, und das Thema Mut in Zeiten der Digitalisierung in einem neuem Licht zu Strahlen aufdrängen. Die Unternehmen haben keine Zeit mehr, sich gemächlich, sachte auf die Digitalisierung einzustimmen, sondern man muss jetzt und nicht erst morgen Mut und Einsatz zeigen, um nicht abgehängt zu werden – vielleicht jedoch anders als viele fürs erste denken.
MUT IM ZUSAMMENWIRKEN MIT TECHNIK
Die technologische Entwicklung ist unglaublich. Man kann Wissen generieren in kaum vorstellbarer Weise. Das wird das Entscheidungsverhalten beeinflussen, ob wir wollen oder nicht. Mut wird in der Digitalisierung in anderer Weise gefordert – dahingehend …
Mut aufzubringen, die Digitalisierung wirklich umfassend zu verstehen und weitreichend zum Einsatz kommen zu lassen – mit den Worten von Diess: radikal umsteuern, um nicht als Daten-Kolonie zu enden bzw. sich von den KI-Machthabern das Leben diktieren zu lassen, wie Harari meint.
Aber gleichzeitig sollte man auch Mut aufbringen, die Digitalisierung trotz Machtkampf und unglaublichen Gewinnchancen weitblickend und verantwortungsbewusst im Griff zu halten. Das heißt, sich nicht von den vielen Möglichkeiten der KI soweit verführen zu lassen, dass man die Verantwortung der Technik übergibt, wie es dem Zauberlehrling von J.W. Gothe ergeht: Anfänglich ist der Zauberlehrling stolz auf sein Können. Doch irgendwann zeigt sich, wie er der Situation nicht mehr gewachsen ist: „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los …“.
Die Geister der Digitalisierung, u.a. KI mit der Kraft des Maschinellen Lernens (ML) gewinnen an Kraft und Macht – das ist Fakt. Die Drohne „Taranis“ des britischen Rüstungsunternehmens BAE Systems, einem Hauptlieferanten des US Militärs, wird durch ein „fully autonomous intelligent system“ gesteuert. Das heißt, die Drohne kann autonom identifizieren, wen sie wo und wann eliminiert. Die Entscheidung, wer niederzustrecken sei, folgt einem neuen Paradigma der Datenverarbeitung namens „Patterns of Life Analysis“, grob zu übersetzen mit Verhaltensmuster-Analyse, basierend auf Profilen und Wahrscheinlichkeiten. Das führt dazu, dass Wahrscheinlichkeiten zu Realitäten werden, und das dies die Basis zur Handlung, zur Entscheidung wird. Oft genug trifft es dabei auch zufällig Danebenstehende oder durch datenbasiertes Versehen, wie der Auslöschung einer jemenitischen Hochzeitsgesellschaft im Dezember 2013.[4]
KI wird bis zum Jahr 2050/2060 imstande sein, alle spezifizierbaren Tätigkeiten und auch viele kreative Arbeiten besser zu bewerkstelligen, als Menschen es tun, und damit Menschen ersetzen. KI wird ein echter „Game Changer“ werden.[5]
Viele Unternehmen wissen, Sie können nicht anders als KI für sich arbeiten zu lassen, gehen aber bei der Integration von KI-Technologien Risiken ein, die man nicht gleich zu sehen vermag. Auch wenn es hierbei nicht gleich um Leben oder Tod geht, doch die Einflussnahme von KI auf Entscheidungen, auf Handlungen, darf auch im Unternehmensalltag nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Menschen wie Unternehmen stehen vor einer völlig neuen Ausgangssituation
Der Mensch und damit auch die Unternehmen stehen im direkten Wettbewerb mit Maschinen [6]und gleichzeitig im direkten Wettbewerb zu all jenen, die noch schneller, noch besser KI zu nutzen verstehen. Entscheidungen werden auf die KI übertragen bzw. von dem KI-Wettlauf geprägt – Fehler in Folge auch. Mut beweisen dann jene, die der KI widersprechen, den KI-Wettlauf um die besten Daten anzweifeln, oder genau umgekehrt, das KI-Wettrüsten mitmachen?! – ein ernsthaftes Dilemma unserer Zeit, dem sich alle Unternehmen stellen müssen, und das schneller als den meisten lieb ist:
KI kann bei der Bewusstmachung von Risiken der unterschiedlichsten Art eine große Hilfe sein, Analysen und Empfehlungen aufzeigen, die man noch nicht angedacht hat. Dahingehend die Produktion, die Produktvielfalt, die Medizin, u.U. auch den Umweltaspekt erfolgsversprechend voranbringen.
Aber genauso gut kann KI zu oberflächlich und zu sehr für rasche Gewinne, zum Machtinstrument ausgerichtet verwendet werden, und die globalen Herausforderungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten noch mehr verstärken statt lösen – genau davor warnt Harari. Er sieht den Machtkampf zwischen KI-NutzerInnen als die größte Herausforderung unserer Zeit, mit einen unangenehmen Zukunftsbild von 2-3 Gewinnerstaaten, zahlreichen bankrotten Staaten und einigen Daten-Kolonien, die ausgebeutet werden.[7]
Mag sein, dass Sie die Befürchtungen von Harari vollkommen überzogen halten. Herbert Diess hingegen spürt, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Ob er dabei den konkreten Einsatz von KI und die damit verbundene Macht im Kopf hatte, sei dahingestellt – aber er spürt, es muss konkret gehandelt werden. Es braucht Mut, sich dem Machtkampf im Rahmen der Digitalisierung zu stellen, ohne die Werte und das Verantwortungsbewusstsein dabei zu verlieren. Das löst erneut Fragen in mir aus, dahingehend …
ob Menschen, EntscheiderInnen, die sich ganz konkret von KI unterstützten lassen, andere Entscheidungen treffen, als Menschen ohne KI Technologie?
Ist es mutig, die Analyse einer KI, von der ich weiß, dass mir diese wissenstechnisch haushoch überlegen ist, bei einer Entscheidung links liegen zu lassen, weil meine Intuition aufschreit, weil mein Bauch grummelt, weil möglicherweise die Analyse der KI mir nicht zusagt, gegen meine Überzeugung steht, …?
Oder ist es mutig, sich der Technik anzuvertrauen, auf Basis von KI-Analysen Entscheidungen zu treffen, KI sogar manche Entscheidungen zu überlassen?
Diese Fragen sind deshalb so relevant, weil man dahingehend erst einmal wissen sollte, was genau KI, insbesondere ML tatsächlich zu leisten vermag.
WAS WEISS KI WIRKLICH?
Erik Brynjolfsson, Leiter des Bereichs Digitale Wirtschaft am Massachusetts Institute of Technology (MIT) sagt, dass KI auf kein bestimmtes Ergebnis hin programmiert wird, sondern nur anhand von Beispielen lernt.[8]
Dahingehend ist es aber außerordentlich wichtig zu wissen, dass vieles vom Lernvorgang der Lernoffenheit der KI verborgen bleibt, weil der Großteil des Wissens nur implizit vorhanden ist. In vielen Dingen ist es nicht möglich genaue Anleitungen aufzuschreiben, mit deren Hilfe ein anderer Mensch beispielsweise das Fahrradfahren lernt oder das Gesicht eines Freundes erkennt. Anders formuliert: Wir Menschen wissen mehr, als wir ausdrücken können. Diese Tatsache ist so wichtig, dass sie eine eigene Bezeichnung hat: Das Polanyi-Paradoxon.[9]
Das Polanyi-Paradoxon behindert uns nicht nur bei der Weitergabe von Wissen, sondern schränkt fundamental unsere Fähigkeit ein, Maschinen mit Intelligenz auszustatten – meint Brynjolfsson. Die Ironie dabei: Man versucht dieses Paradoxon zu überwinden, aber muss sich gleichzeitig mit einer Art gegenteiliger Version davon auseinandersetzen: Maschinen wissen mehr, als sie uns sagen können, und das birgt 3 Risiken.[10]
Risiko 1
Maschinen, worunter auch KI fällt, können versteckte Vorurteile aufbauen – nicht, weil sie ihnen bewusst von SoftwaredesignerInnen einprogrammiert wurden, sondern aufgrund der ihnen im Training zur Verfügung gestellten Daten. Wenn ein System lernt, welche beispielsweise Job-Bewerbungen angenommen werden sollen, übernimmt es unbeabsichtigt auch die Vorurteile der Menschen gegenüber Rasse, Geschlecht, Nationalität, etc. Erschwerend kommt hinzu, dass all diese Einseitigkeiten nicht als explizite Regel auftauchen, sondern vielmehr in den vielen subtilen Abwägungen unter Tausenden herangezogenen Faktoren versteckt sind.[11]
Risiko 2
Ein zweites Risiko besteht darin, dass Systeme neuronaler Netze anders als traditionelle Systeme nicht auf expliziten logischen Regeln aufbauen. Sie setzen eher auf statistische als auf buchstäbliche Wahrheiten. Das macht es schwierig bis unmöglich, zweifelsfrei nachzuweisen, dass KI in jeder Situation funktioniert – also auch in Fällen, die in den Trainingseinheiten nicht vorkamen. Diese fehlende Nachweisbarkeit kann zum Problem werden, wenn es um erfolgskritische Aufgaben, wie die Steuerung eines Atomkraftwerks oder um Entscheidungen über Leben oder Tod geht! Und doch existieren bereits selbstgesteuerte Drohnen zur gezielten Tötung von Menschen.[12] Das ist doch irgendwie irritierend im professionellen Umgang mit KI, und führt gleich zum Risiko 3.
Risiko 3
Es wird fast unmöglich sein, bei den unvermeidlich auftretenden Fehlern eines selbstlernenden Systems festzustellen, wie es dazu gekommen ist und wie sie zu beheben sind. KI entscheidet auf Basis unverstellbar komplexer Strukturen, und ihre Lösungen sind vielleicht alles andere als optimal, insbesondere wenn sich die Bedingungen ändern, unter denen sie trainiert wurden.[13]
Jede KI ist nur so gut, wie die Daten mit denen sie trainiert wurde.[14]
Wir wissen alle, dass das was die Technik kann u.a. auf den eingespeisten Daten beruht. So gesehen könnte man schon bei der Dateneinspeisung das System möglicherweise in eine bestimmte Richtung lenken? Mag sein, dass diese Annahme von mir in den Augen der IT naiv ist, fachtechnisch voll daneben liegt? Wenn ja, bitte mich aufklären. Ich möchte verstehen und nicht nur mit technischem Grundschulwissen KI-ExpertInnen Missbrauch unterschieben.
Visionäre, u.a. Elon Musk, Bill Gates und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak warnen wie Harari vor den digitalen Möglichkeiten, der künstlichen Superintelligenz und Folgen, die man sich kaum vorzustellen vermag. Brynjolfsson meint dagegen, dass trotz der realen Risiken mit KI die Technik die beste Alternative ist – warum, weil Menschen ebenfalls Vorurteile haben, manipulieren, Wissen negieren, wenn es nicht in den Kram passt.[15] Menschen gehen in kognitive Dissonanz, um die eigene Macht zu sichern, können und wollen nicht jede Entscheidung begründen und auch nicht jede Entscheidung nach ethischen Grundsätzen reflektieren.
Was KI anstellt, ist schlussendlich eine Frage der menschlichen Verantwortung, und das können wir nicht von uns weisen, sagt Sami Haddadin, der als einer der weltweit führenden Roboterforscher gilt.[16]
Im Zeitalter superstarken maschinellen Lernens entstehen die größten und wichtigsten Möglichkeiten für menschliche Intelligenz in der Schnittmenge zweier Aufgaben:[17]
Zu entscheiden, was als Nächstes zu tun ist, und ausreichend viele Menschen davon zu überzeugen, diese Aufgaben zu lösen sowie mit den Ergebnissen weiterzuarbeiten. Das verlangt Führungsstärke und Mut, insbesondere für die zweite Aufgabe.
Die Form, wie Arbeit derzeit zwischen Menschen und Maschinen verteilt ist, wird sich schon bald auflösen. Unternehmen, die an alten Strukturen festhalten, werden immer größere Wettbewerbsnachteile erleiden gegenüber jenen, die bereit und in der Lage sind, Strukturen weitreichend zu ändern und KI in allen geeigneten Bereichen einzusetzen und herauszufinden suchen, wie sich diese Fähigkeiten von KI mit denen der Menschen verknüpfen lassen. GewinnerInnen sind die InnovatorInnen, QuerdenkerInnen, die Mutigen, die mit offenem Blick über den Status quo hinausblicken, die sich neue Herangehensweisen vorstellen können und geschickt genug sind, diese umzusetzen.
Diese beiden Aufgaben erfordern Mut, und eine neue Generation von Führungspersönlichkeiten. Wir müssen in neuer Weise denken, führen, einordnen, erfinden. Die Ära des Wissensarbeiters steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Wer die neuen Instrumente, KI, jedoch nicht nutzt, der wird verlieren. Wir müssen versuchen, besser zu verstehen, was digitale Technologien eigentlich tun und wie wir mit ihnen interagieren. Digitale Technologie ist ein Mittel zum Zweck, und deshalb muss vordergründig auch über den Zweck gesprochen werden und nicht nur über das Werkzeug selbst.[18] Das heißt, wir müssen besser verstehen, wie der digitale Hintergrund und der Vordergrund zusammenwirken – die Welt der Algorithmen und Daten mit unserem Leben und der Welt, in der wir leben.[19]
Der Hintergrund ist nicht einfach neutral. Er ist es schon deshalb nicht, weil er ein bestimmtes Verhalten technisch ermöglicht oder sogar begünstigt, während er anderes ausschließt. Wir haben die digitalen Technologien bislang zu naiv als bloße Enabling-Technologien gesehen, die unsere menschlichen Möglichkeiten erweitern. Die neuen Möglichkeiten der digitalen Welt konstituieren aber eine neue Wirklichkeit.[20]
RESÜMEE
Die Digitalisierung ist weit mehr als nur eine Weiterentwicklung und Adaptierung von Prozessen. Digitalisierung stellt einen Quantensprung in der Entwicklung dar – auf allen Ebenen, in allen Bereichen der Menschheit. Dahingehend stellen sich mir 2 Fragen:
Haben Unternehmen in Deutschland, in der EU genug Mut und auch Ressourcen, um sich auf diesen Quantensprung der Technologisierung mit Haut und Haaren einzulassen – sowie es die USA, China, Japan bereits zu wagen scheinen?
Gehen Deutschland, die EU noch einen Schritt weiter, investieren wir in KI – ohne jedoch die Risiken von KI aus dem Blick zu verlieren – sprich KI möglicherweise in anderer Weise zu entwickeln, als die Top-Staaten in der KI-Entwicklung gegenwärtig, womit es vielleicht sogar möglich wäre, ungeahnte Vorteile herauszuziehen?
Darauf sind jedoch zu viele Unternehmen noch nicht ausreichend genug vorbereitet. KI bzw. das KI-Wettrüsten könnte aktuell einige Unternehmen in der EU in Turbolenzen führen, die wir in Bezug auf die Analyse bisheriger Veränderungen in der Menschheitsgeschichte nicht für möglich gehalten hätten. Genau das macht es so problematisch. Aber ich will nicht gleich alles wieder schwarzmalen. Damit schaffe ich bei Ihnen, wie Sie bereits wissen, bloß eine kognitive Dissonanz, mit der Sie dann reflexartig behaupten, so schlimm wird es nicht werden. Die Menschheit, Ihr Unternehmen hat schon so viele Veränderungen bewältigt, auch diese werden Sie erfolgreich überstehen.
KI sollte man in keiner Weise unterschätzen – weder vom Missbrauch her noch von der Technik selbst. Der kalifornische KI-Forscher Stuart Russel warnt eindringlich und meint: Es ist viel zu tun, um die vollständige Kontrolle über die immer mächtiger werdenden KI-Systeme sicherstellen zu können.[21] KI fordert uns heraus, alte Menschheitsfragen neu zu beantworten.[22]
Es erfordert Mut in 2facher Weise:
Die Unternehmen digital fit machen, radikal umstellen, KI für sich arbeiten lassen bzw. gemeinsam mit KI aktiv sein, um im KI-Wettrüsten nicht das nachsehen zu haben, weiterhin als Unternehmen den Markt mitbestimmten zu können,
und gleichzeitig die Risiken der KI nicht aus den Augen zu verlieren. KI verantwortungsbewusst mit einem fachübergreifenden Know-how im Unternehmen integrieren, gewissenhaft mit Daten füttern, weitreichend durchdachte Ziele der KI vorgeben.
In einem Interview in München mit einer reflektiven Persönlichkeit, die in einem global agierenden Unternehmen viel Verantwortung trägt, ist mir die Dimension und die Gefahr von KI so richtig bewusst geworden. Diese Persönlichkeit möchte anonym bleiben.
Die IT-Teams müssen in einer weitreichenden reflexiven Art denken, ansonsten werden die menschlichen Vorurteile von KI bzw. ML mit der brutalen Macht der Mathematik skaliert. Das bedarf eine äußerst flexiblen und agilen IT-Infrastruktur, womit sich jedoch viele Konzerne schwertun. Algorithmen können Ungleichheit und Benachteiligung schaffen, und kriminelle Gruppen können mit ML Cyberattacken skalieren, Schutzsysteme umgehen, DatenforensikerInnen täuschen und sogar Realdaten angreifen [23] – das alles kann wie ein Bumerang zurückwirken.
Die komplexen Fragen, mit denen wir uns im Zusammenhang mit KI auseinandersetzen müssen, lassen sich nicht mehr in die Schublade einer einzelnen Disziplin sperren. Die KI-Technologien berühren viele unterschiedliche Aspekte, und es ist angeraten in Kooperationen, Neurobiologie, kognitive Wissenschaften, Physik wie auch Philosophie, Geschichte, Psychologie, Soziologie, u.a., KI tiefgreifend zu verstehen und entsprechend zu steuern suchen.[24]
Dafür muss man jedoch offen sein für die Meinung anderer, das erfordert von manchem Mut bzw. De-Mut, die eigene Zunft und das eigene Überlegenheitsgefühl fallen zu lassen. Das Problem seien nicht KI-Systeme außerhalb menschlicher Kontrolle, das Problem seien KI-Systeme mit denen Menschen unverantwortlich umgehen.[25]
Heute ist Zeit für Antizipation und Akzeleration – Zeit für Bewusstseinsarbeit, sagt Armen Avanessian, Philosoph, Literaturwissenschaftler und politischer Theoretiker, u.a. lehrend an der Yale University. Heute ist der Moment, dem gegenwärtigen Katastrophismus einen Wechsel entgegenzusetzen [26] – und gerade KI kann hier sinnvoll zum Einsatz kommen, sofern man die KI zu nutzen versteht und darüber hinaus verantwortungsvoll einsetzt. Und so frage ich Sie abschließend zu diesem Artikel:
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Nutzen Sie bereits KI in Ihrem Unternehmen und sind ständig dabei, KI weiterzuentwickeln, zu verbessern?
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Wenn ja, wie tiefgreifend war und ist Ihre Auseinandersetzung mit Ihrer im Unternehmen zum Einsatz kommenden KI?
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Welche Ziele wollen Sie mit Hilfe von KI erreichen?
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Wie gehen Sie damit um, dass Sie eventuell zur Zielerreichung zu jenen zählen, die KI missbräuchlich verwenden könnten – unter Umständen mit Folgen, die Sie jetzt noch nicht zu sehen vermögen?
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Oder mangelt es Ihnen grundlegend noch an KI-Wissen und dem Zusammenhangswissen, welche weitreichenden Folgen der Einsatz wie ebenso der Nicht-Einsatz von KI generiert?
Ihr Günther Wagner
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Informationsquellen:
[1] https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/volkswagen-vw-konzerchef-herbert-diess-ruettelt-die-fuehrungskraefte-auf-a-1304153.html. Am 2020-01-20 gelesen.
[2] https://www.linkedin.com/pulse/big-ideas-2020-klima-amazon-netflix-und-mehr-themen-die-sara-weber/. Am 2019-12-11 gelesen.
[3] https://www.linkedin.com/posts/world-economic-forum_beyondgeopolitics-wef20-activity-6626157497294041089-rZcv/. Am 2020-01-24 gelesen.
[4] Lobo, Sascha:Daten die das Leben Kosten. In : Technologischer Totalitarismus. Suhrkamp 2018 S.107 ff.
[5] https://www.swissleaders.org/anders-indset-ueber-fuehrer-des-wandels-und-maximierer-von-mitgefuehl/. Am 2019-07-16 gelesen.
[6] https://www.change-magazin.de/de/anders-indset-interview/. Am 2019-07-16 gelesen.
[7] https://www.linkedin.com/posts/world-economic-forum_beyondgeopolitics-wef20-activity-6626157497294041089-rZcv/. Am 2020-01-24 gelesen.
[8] Brynjolfsson, Erik und MCafee, Andrew: Von Managern und Maschinen. In: Harvard Business Manager. Künstliche Intelligenz. Edition 3/2019.
[9] Brynjolfsson, Erik und MCafee, Andrew: Von Managern und Maschinen. In: Harvard Business Manager. Künstliche Intelligenz. Edition 3/2019.
[10] Brynjolfsson, Erik und MCafee, Andrew: Von Managern und Maschinen. In: Harvard Business Manager. Künstliche Intelligenz. Edition 3/2019.
[11] Brynjolfsson, Erik und MCafee, Andrew: Von Managern und Maschinen. In: Harvard Business Manager. Künstliche Intelligenz. Edition 3/2019.
[12] Lobo, Sascha:Daten die das Leben Kosten. In : Technologischer Totalitarismus. Suhrkamp 2018 S.107 ff.
[13] Brynjolfsson, Erik und MCafee, Andrew: Von Managern und Maschinen. In: Harvard Business Manager. Künstliche Intelligenz. Edition 3/2019.
[14] Saager, Nora: Wie funktioniert KI? In: P.M. Willkommen in der Zukunft. Ausgabe 01/2019.
[15] Brynjolfsson, Erik und MCafee, Andrew: Von Managern und Maschinen. In: Harvard Business Manager. Künstliche Intelligenz. Edition 3/2019.
[16] Stirn, Alexander: KI braucht immer ein Ziel. Und das gibt der Mensch vor. In: P.M. Willkommen in der Zukunft. Ausgabe 01/2019.
[17] Brynjolfsson, Erik und MCafee, Andrew: Von Managern und Maschinen. In: Harvard Business Manager. Künstliche Intelligenz. Edition 3/2019.
[18] Lotter, Wolf: Fauler Zauber. In: Magazin für Zukunft und Politik. Futurzwei. Heft 7/2019.
[19] Vasek, Thomas: Die Realität des Möglichen. In: Hohe Luft kompakt. Total digital! Total menschlich! Sonderheft 2/2018.
[20] Vasek, Thomas: Die Realität des Möglichen. In: Hohe Luft kompakt. Total digital! Total menschlich! Sonderheft 2/2018.
[21] Hürter, Tobias: Unsere fremde Verwandtschaft. In: Total digital! Total menschlich? Sonderheft 2/2018. Hoheluft-Magazin.
[22] Scheufens, Martin: Neugierig auf morgen. In: P.M. Willkommen in der Zukunft. Ausgabe 01/2019.
[23] https://derstandard.at/2000089718327/Kuenstliche-Intelligenz-begreifen. Am 2019-04-23 gelesen.
[24] https://derstandard.at/2000089718327/Kuenstliche-Intelligenz-begreifen. Am 2019-04-23 gelesen.
[25] https://www.heise.de/newsticker/meldung/Alphabet-CEO-will-in-Zusammenarbeit-mit-Regierungen-KI-regulieren-4641875.html?wt_mc=rss.red.ho.ho.rdf.beitrag.beitrag. Am 2020-01-21 gelesen.
[26] Vasek, Thomas: Die Realität des Möglichen. In: Total digital! Total menschlich? Sonderheft 2/2018. Hoheluft-Magazin.