
ERFOLG – EIN ERKENNTNISREICHER ORT
In Gesprächen mit Freunden und Bekannten hat mich jemand konkret gefragt, ob ich auch einmal einen Beitrag zum Thema Erfolg schreiben möchte. Als Berater und Coach hätte ich doch viel mit erfolgreichen Menschen zu tun, bzw. mit Menschen, die ihren Erfolg sichern, stärken oder noch weiter ausbauen wollen. Da ist es doch irgendwie naheliegend, auch einmal über Erfolg und Erfolgsstreben zu schreiben.
Ich war sofort begeistert. Doch bald darauf kamen Zweifel hoch. Warum soll ich über Erfolg schreiben, das tun doch ohnehin schon so viele. Ich sah plötzlich überall Erfolgsstories – Geschichten, die einen in den Bann der Welt strahlender Erfolge zu ziehen versuchen, bzw. in welcher ich mich selbst, in Konkurrenz mit all den anderen auch schon ins rechte Licht zu rücken suche. In diesem, meinen Zweifel trat Florian Böhm vor mein geistiges Auge. In diesem Moment wusste ich, das ist jener Mensch, der mir Erfolg in einer Weise zeigt, die mich berührt. Florian verkörpert für mich jenen Erfolg, einen stillen Erfolg, den ich als Weg der Einsichten bezeichnen würde.
ERFOLGSFAKTOREN
Egal ob KünstlerInnen, Führungskräfte und ManagerInnen, Bürofachkräfte, FacharbeiterInnen, VerkäuferInnen, oder Vater/Mutter von 2 Kindern, … – jeder, jede will in irgend einer Weise, das was er/sie tut, erfolgreich tun – so auch Florian Böhm. Er ist 1975 geboren, hat in seiner Kindheit und Jugend intensiv Klavier gespielt und auch komponiert – was u.a. einer seiner Lehrer nicht ernst genommen hat. Florian war jedoch nicht nur am Klavier kreativ und begabt, sondern auch darüber hinaus, sprich multidimensional, fachübergreifend schöpferisch und einfallsreich! So war es ihm möglich, später mit einem Studium der Rechtswissenschaften sehr erfolgreich selbstständig zu werden – weniger, weil er das Recht und die Steuerlandschaft so gut beherrschte, was er selbstverständlich auch tut, sondern weil er mit seinem Einfallsreichtum Unternehmen tatkräftig, visionär und einfallsreich an die Hand nehmen und führen konnte. Aktuell konzentriert sich Florian wieder mehr auf seine Tätigkeiten als Künstler.
[…] Rausholen, was in mir steckt. […]
Das war kein leichter Schritt. Er musste entscheiden, sprich weiterhin als Steuerberater im Alltag seiner Steuer- & Unternehmensberatung erfolgreich tätig sein, oder den Schritt wagen, diese Schaffensphase hinter sich zu lassen und zu 100% als Künstler im Leben zu stehen.
Florian und ich haben ziemlich lange über seinen Weg, seine Entwicklung bzw. im Sinne seiner Schreibweise < ENT.wicklung > gesprochen, die er für sich als „<erfolg:reich >“ bezeichnen will.

Im Folgenden werde ich abwechselnd Worte und Werke von Florian heranziehen, um sichtbar werden zu lassen, was ihn bewegt und was er unter Erfolg versteht, und meine persönliche Interpretation zu seinen Aussagen anführen, das was in mir durch ihn berührt ist. Dabei kommt mir gleich seine Aussage über Angst ins Gedächtnis.
ERFOLG DURCH ÜBERWINDUNG VON ÄNGSTEN
[…] Nicht die Ängste, sondern das, was ich aus der Angst mache und wie ich mit ihr umgehe, ist entscheidend. […]
Erfolg ist die Überwindung von Ängsten, von vorgefassten Meinungen, von eigenen, wie auch fremd aufgebürdeten Grenzen und gleichzeitig das verantwortungsbewusste Respektieren anderer Einstellungen und Lebenskonzepte. Erfolg bedeutet, wenn man seine eigenen Komfortzonen zu verlassen wagt. Damit sind weniger die äußerlichen Komfortzonen, sondern vor allem die geistigen Komfortzonen gemeint: Jene Zonen, wo man spürt, dass es unbequem, unangenehm, sogar beängstigend werden könnte. Beispielsweise, dass man nicht mehr nur brav tut, was andere von einem erwarten, sondern wagt seinen Gefühlen mehr Raum zu geben und damit zusammenhängend auch Entscheidungen trifft, die unter Umständen für andere schwer zu verstehen sind. Komfortzone verlassen heißt, sowie ich es im Gespräch mit Florian verstanden habe, den Mut zu haben zuerst einmal auf Anerkennung im außen zu verzichten und sich selbst näherzukommen.
[…] Meine Ängste stecken dabei immer in mir – aber ich will mich nicht mehr von ihnen dominieren lassen (was nicht immer gelingt). […]
Es geht dabei jedoch auch nicht um rücksichtsloses, übermütiges, egomanisches Handeln, sondern um die Balance, Grenzen zu überschreiten, ohne damit andere zu verletzen – das ist meinem Empfinden nach ein außerordentlicher Erfolg, aber auch ein außerordentlich hoher Anspruch an sich selbst!
ERFOLG DURCH SELBSTBEWUSSTSEIN
Erfolgt heißt u.a., zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, jene Menschen treffen, die die persönliche Entwicklung fördern. Florian hat sich in den letzten Jahren zum besseren Verstehen seines Lebenslaufes – und das seiner Auffassung nach im Wesentlichen ohne Wehmut, Trauer oder Frustration – intensiv mit den vielfältigen Abzweigungen in seinem Leben beschäftigt und daraus die Einsicht gewonnen, anders als früher diese Chancen besser zu nützen, anstatt sich aus Ängsten heraus „zu verkriechen“.
[…] Ich brauche Anstöße, das kann auch von einem Kritiker sein – und nachdem ich mich mit kreativer Arbeit sehr, sehr entblöße, habe ich damit erst umgehen lernen müssen. […]
Jeder Mensch, eine Organisation, ein Unternehmen, der Status in der Gesellschaft, die Herkunft, die Familie kann einen Erfolg unterstützen, aber genauso gut einen möglichen Erfolg im Keim ersticken. Mit dieser Aussage mag ich, und Florian wird es ähnlich sehen, niemandem zu nahetreten. Wenn das passiert, dann nicht in böser Absicht, sondern aus sozialer Prägung heraus, aus Unwissenheit und Unreflektiertheit, Angst und auch Eifersucht. Ich weiß, Angst und noch viel mehr die Eifersucht sind heikle Themen. Aber ich denke, es gehört zum Erfolg dazu, und es hat Auswirkungen in den Biografien. Im Gespräch mit Florian hat mich ein Punkt, vielleicht weil es mich persönlich auch angeht, stark getroffen:
[…] Ich hatte keinen, der mich mit meinen künstlerischen Talenten so, wie ich es benötigt hätte, an der Hand genommen und mich an mich selbst herangeführt hätte. Ich selbst hatte damals nicht mein heutiges <selbst:bewusst.sein> bzw <selbst:verständnis> oder auch <selbst:verstehen>, diese Dinge ohne Hilfe weiterentwickeln zu können. […]
Mit der intensiven und auch schmerzhaften Reflexion über seine eigene Geschichte, u.a. auch die eigene Eitelkeit überwinden müssend, hat sich Florians Einstellung zum Erfolg verändert. Florian Böhm spricht heute von Erfolg, wenn er mit seinen Bildern, mit seinen Gedanken und Reflexionen Menschen berühren bzw. zum Nachdenken anregen kann – oder anders ausgedrückt, sich Menschen von seinen Bildern, Gedanken und Reflexionen berühren lassen.
[…] Erfolg ist, sich mit anderen Menschen in Schwingung bringen. […]
ERFOLG DURCH LEISTUNGSVERGLEICH
Bei genauerer Betrachtung wird Erfolg typischerweise im Vergleich mit anderen betrachtet. Der eine ist u.a. erfolgreich, weil er beispielsweise im Beruf die Karriereleiter hinaufgewandert ist, oder als Schauspieler einen Oskar gewonnen hat, oder ein weltberühmtes Bild gemalt hat, oder erfolgreich die Karriere hinter sich ließ um in den Alpen einen Bio-Bauernhof zu führen. Aus diesem Verständnis heraus zeigt sich Erfolg erst dann, wenn andere eine bestimmte Leistung honorieren, und besser bewerten als die eigenen. So gesehen entsteht Erfolg dadurch, dass andere einem folgen, weil diese meinen, dass das Tun eines Bestimmten besser ist als das von anderen. Erfolgt zeigt sich hier erst im Leistungsvergleich. Auch wenn Florian das nicht unbedingt unter Erfolg versteht, muss er sich diesem Aspekt von Erfolg auch stellen, zumindest habe ich es im Gespräch mit ihm so verstanden.
ERFOLG DURCH EINSICHT
Florian sieht jedoch im Erfolg, neben dem vorhin genannten, auch einen anderen, ganz wesentlichen Aspekt: Nämlich, einem „inneren Ruf“, einem inneren Gefühl, einer plötzlich hörbaren inneren Stimme zu folgen, … Dann ist Erfolg nicht mehr nur an einen Leistungsgedanken gebunden, sondern der Weg des Herzens.
[…] Dinge zu tun, damit ich innerlich „zu:frieden“ bin. […]
Und gerade dieser Weg kann nach außen hin alles andere als erfolgreich erscheinen, weder außergewöhnlich, noch spannend, noch überdurchschnittlich kreativ oder musikalisch oder sonst wie überdurchschnittlich gut. Erfolg ist dann vielmehr die Einsicht, das Leben so zu nehmen wie es ist, sich vielleicht sogar vom typischen Erfolgsstreben zu lösen, von dem Drang nach Anerkennung, von dem Drang, gesehen, gelobt, beklatscht, mit Geld überhäuft zu werden. Dann ist Erfolg die Einsicht, das Ego besser kennenzulernen, die Begierden, Wünsche, unerfüllten Sehnsüchte respektvoll zu behandeln, aber auch zu erkennen, dass man mit der Erfüllung aller Wünsche auch nicht das so erstrebte Glück, den persönlichen Erfolg erfahren wird. Erfolg ist so gesehen viel mehr der Weg der Selbsterkenntnis, der Zuwendung an die unfassbare Kraft und Energie des Lebens – und die bescheidene Einsicht, jeder Mensch ist etwas Besonderes und gleichzeitig nur ein Windhauch in der unendlichen Zeit im unendlichen Universum.
ERFOLG DURCH WAHRNEHMUNG DER GRENZEN
Die Erfolgs-Geschichten-Antreiber sind Gefühle, die befriedigt werden wollen – aktiv als Erfolgs-Geschichten-ProduzentInnen, wie bei Florian Böhm und passiv als Erfolgs-Geschichten-KonsumentInnen, unter die ich mich persönlich vorwiegend zählen würde. Sicherlich gibt es hie und da einen Rollenwechsel, doch meist bleibt man in seinem aktiven oder passiven Erfolgsstreben hängen, wechselt nicht die Seite. Das sieht man kaum, wirkt im Schleier der unbewussten Wirkungskräfte.

Ursprünglich bezeichnete der Begriff Erfolg lediglich die allgemeine Folge, Konsequenz oder Effekt eines Handelns. Mitunter wurde mit dem Begriff bloß das Erfolgen bzw. der (schicksalhafte) Verlauf eines Ereignisses beschrieben. Erst später, insbesondere mit der Industrialisierung, erhielt Erfolg die Bedeutung eines Resultats. Dieses Konzept ist die Basis für zahlreiche weitere Theorien des Erfolges, deren gemeinsamer Nenner es ist, Erfolg als die Fähigkeit zu interpretieren, seine selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Zur Operationalisierung dient dabei das Konzept der Umsetzungskompetenz, mit dem man die Ausprägung der Fähigkeit messen kann, Absichten, Ziele und Kenntnisse in Ergebnisse umzuwandeln. So scheint es nicht verwunderlich, wenn Erfolg mit Leistung verkettet wird. Die Aussagen bzw. vielmehr die Bewertungen von Erfolg sind stark verbunden mit dem Wertesystem der Beurteilenden. Die Kultur, in der man lebt und arbeitet, prägt die Sichtweise von Erfolg.[1] So gesehen ist es für all jene schwieriger, die Erfolg in einer anderen Weise als der Mainstream wahrnehmen. Da stößt Erfolg an Grenzen.
Florian Böhm nimmt die Grenzen wahr, geht mit Begleitung der Angst und Zweifel weiter, trifft auf Menschen, lässt sich von Menschen berühren und berührt Menschen. Florian verkörpert für mich den stillen, unauffälligen Erfolg, das, was ich als Weg der Selbsterkenntnis bezeichnen würde.
Ihr Günther Wagner
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Erfolg. Am 2017-10-24 gelesen.