
MANAGER WOLLEN DIE WELT RETTEN – ODER SICH SELBST?!
Die Kompetenzen der Zukunft seien sogenannte Soft Skills, soziale Kompetenzen und kreatives Denken, sagen Zukunftsforscher und Personalfachleute.
Im März 2019 schrieb Dr. Ferri Abolhassan, Member of the Board of Directors bei der Telekom Deutschland GmbH, über das Erfordernis von Empathie für ein erfolgsversprechendes Business in digitalen Zeiten.[1] Doch eine Analyse der Führungskräfteberatung DDI ergab, dass nur 40% der Führungskräfte empathisch stark zu sein scheinen [2] – 60% der Manager sind in Sachen Empathie anscheinend anderweitig unterwegs, bzw. verstehen unter Empathie etwas anderes.
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Woran kann es liegen, dass es scheinbar in den Managementebenen an Empathie, an sozialer Kompetenz mangelt?
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Welche Folgen hat eine fehlende soziale Kompetenz, insbesondere für einen erfolgsversprechenden Digitalisierungsprozess?
Diese beiden Fragen bedingen einander, gehen ineinander über. Mit dem Thema Empathie habe ich mich schon einmal intensiver auseinandergesetzt. Nichtsdestotrotz werde ich mich diese Woche erneut dem Thema widmen, u.a. auch deshalb, weil man mich darum gebeten hat, weil es ein persönliches Bedürfnis zu sein scheint, sich mit Empathie und einem möglichen Gegenspieler von Empathie, dem Narzissmus und der damit verbundenen fehlenden Empathie auseinanderzusetzen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass man zunehmend erkennt, dass ein Mangel an Empathie im digitalen Zeitalter die Unternehmen in eine Sackgasse führt.
In Verbindung von Empathie bzw. fehlender Empathie Narzissmus zu nennen, mag jedoch für manche ein großer Sprung sein. Ja, das ist es vielleicht auf den ersten Blick. Über Narzissmus im Management zu schreiben ist sicher eine Gradwanderung, das ist mir bewusst. Zum einen, weil die Annahme, im Management würden unter Umständen vermehrt NarzisstInnen sitzen, niemand gerne hören mag – berechtigterweise. Zum anderen, weil es gar nicht so leicht ist, Narzissmus und die mit dem Narzissmus fehlende Empathie klar, verständlich und nicht nur anklagend, als eine unternehmerische notwendige Auseinandersetzung zu verbalisieren.
SONNEN- UND SCHATTENSEITEN VON NARZISSTISCHEN VERHALTENSTENDENZEN
Narzissmus ist keineswegs nur eine negative Verhaltensweise, wie oft angenommen. Ein gewisses Maß an Narzissmus soll jedem und jeder gegeben sein. Nach Sigmund Freud, Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker, zählt Narzissmus – neben dem Sexualtrieb und dem Überlebenstrieb – sogar zu den drei archaischen Urtrieben. So gesehen ist Narzissmus eine menschliche Grundeigenschaft, die befriedigt werden will.[3]
Bis zu einem bestimmten Alter soll man nach Rat mancher PsychologInnen sogar die Selbstermächtigung fördern, Großes wähnen. Man sollte hie und da das Unmögliche wagen, sich vom (Hoch)Mut, von einem großen Selbstbewusstsein treiben lassen, die genussreichen Eigeninteressen zu befriedigen suchen. Damit mobilisiert man Energie. Das stärkt Visionen, treibt Visionen voran. Das mobilisiert Entdeckungs- und Eroberungslust, ermöglicht es Träume wahrwerden zu lassen. Diese Kraft schafft es, sich über den Konformitätsdruck hinweg zu imaginieren.
Narzisstischer Größenwahn befördert Möglichkeiten: innovative technische Entwicklungen, Synthesizer, Computer, uvm., die vermutlich viele Menschen nicht mehr im Leben missen möchten.[4] Wenn man dabei die Grenzen nicht aus den Augen verliert, leichter gesagt als jedoch getan, dann kann narzisstischer Tatendrang erfolgsversprechend und gesellschaftlich bereichernd sein. Doch die Gradwanderung zwischen verantwortungsbewusster Selbstermächtigung mit entsprechender Ausrichtung und maximal egomanisch ausgerichtetem Selbstzweck, ist schwer zu meistern.
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Es stellt sich die Frage, wie ein narzisstischer Trieb sinnvoll und verantwortungsbewusst wirken kann bzw. nicht abrutscht in ein überbordendes Egoverhalten ohne Rücksicht auf Menschen und Umwelt, nur noch getrieben von dem Bedürfnis, sich selbst als der Hero zu sehen und entsprechend hofiert zu werden.
Das Problem ist, dass man die narzisstischen Züge selbst kaum so wahrnimmt. Man meint, man sei empathisch, fair, von Werten getragen, kann gut im Team agieren, ist offen und weitsichtig. Das Selbstbild widerspricht dabei jedoch häufig dem, was man tatsächlich tut und nach außen hin verkörpert. Das Selbstbild ist verzerrt, und damit auch die Wahrnehmung von dem, was man selbst zu leisten fähig ist. Genau das kann man im narzisstischen Verhaltensmodus nicht erkennen.
Genau an dem Punkt wird es kritisch: Selbstüberschätzung, Risikoneigung, die Meinung von anderen aburteilen, nur selbst Recht haben, kein echter Team-Player sein, sondern nur so tun als ob, mit Charme und Wortgewandtheit andere überzeugen, jedoch nicht im Interesse der Gesamtheit, sondern nur auf die Eigeninteressen ausgerichtet, … kann ein Unternehmen zu Fall bringen. Gleichzeitig kann man auch nicht von der Hand weisen, dass eine narzisstische Persönlichkeit genau der Typ von Erfolgsmenschen ist, den man in der Wirtschaft sehen möchte. Die Art und Weise, wie man junge Führungskräfte rekrutiert, fördert sogar noch die mit Narzissmus verbundenen Kompetenzen.[5]
Das analysiert Professor Hans-JürgenWirth, u.a. auch in seinem Buch Narzissmus und Macht:[6]
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Narzisstisch geprägte Persönlichkeiten haben einen starken Durchsetzungswillen, einen ermunternden Hunger nach Erfolg und Anerkennungseifer. Solche Persönlichkeiten sind charismatisch und schaffen es, JasagerInnen, BewunderInnen und gewitzte ManipulatorInnen um sich zu scharren.
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Damit bestätigen sie ihr Selbstbild und untergraben zugleich eine ehrliche Auseinandersetzung der Situation und Sachlage. Geblendet von den eigenen Größen- und Allmachtsfantasien und von der Bewunderung verlieren NarzisstInnen den Kontakt zu dem, was tatsächlich ansteht zu tun.
Die Geschichte der Menschheit ist voll mit Beispielen narzisstisch rücksichtslos angestrebter Ziele mit entsprechenden Folgen. Aber wie gesagt, Narzissmus ist nicht nur negativ, sondern auch ein produktiver Antreiber für Veränderungen – abhängig vom Maß.
NARZISSMUS IST BEI FÜHRUNGSKRÄFTEN EINE ERFOLGSAUSGERICHTETE STRATEGIE
Die aktuelle Narzissmus-Epidemie ist kein Zufall, kein Argwohn, sondern sogar offiziell anerkannt und gefördert. Narzissmus-Preisung und illusionierende Mythenpflege wird explizit unterstützt. Man spricht bewundernd von produktiven NarzisstInnen, zu denen u.a. Steve Jobs, Elon Musk, Larry Ellison, Mark Zuckerberg, u.v.a. zählen.
Es scheint, als ob man mit einer narzisstisch geprägten Persönlichkeitsstruktur den Trend der Zeit, den gehypten Managertyp trifft. Mit Eloquenz, energiegeladen, mit Enthusiasmus, Witz, Charme und einer unbeirrbaren Überzeugtheit von dem was man tut, mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein scheint man die Kompetenzen eines agilen Unternehmers, Managers zu erfüllen. Darüber hinaus ist man fähig, ein Team, von Bewunderern und WeggefährtInnen um sich zu scharen, die einem scheinbar bindungslos folgen und die Ideen unbeirrbar mittragen.[7]
Im Umkehrschluss heißt das jedoch nicht, dass man, wenn man so scheinbar narzisstisch talentiert ausgerüstet und nach Anerkennung und Bewunderung strebend ist, gleich ein Narzisst im negativen Verständnis ist. Wie schon eingangs von diesem Artikel erwähnt, Narzissmus zählt nach Freud zu einem der Urtriebe. Narzissmus reicht von positiven, der Wirtschaft und Führung förderlichen Formen, bis hin zu destruktivem Verhalten. Man sollte nach Meinung einiger PsychologInnen den produktiven von einem destruktiven Narzissmus unterscheiden können:[8]
Die destruktiven narzisstischen Züge von den produktiven zu unterscheiden und entsprechend zu zügeln, klingt irgendwie einleuchtend, ist aber in der Praxis äußerst schwer umzusetzen – insbesondere in der Wirtschaft, die kaum psychologische Betrachtungsweisen und ein entsprechendes Instrumentarium zu nutzen versteht.
Es ist darüber hinaus auch noch schwierig, weil wir alle in einer immer stärker ausgerichteten narzisstischen Kultur leben. So betrachtet kann man das mit Narzissmus verbundene Verhalten schwer kritisch hinterfragen, weil es bereits normal und damit als richtig angesehen wird. Eine narzisstisch geprägte Kultur, digital bestärkt, schafft ein Klima, dass narzisstisch veranlagten Persönlichkeiten noch mehr Möglichkeiten der Entfaltung und Wertschätzung einräumen.[9] Damit steigt das narzisstische Verhalten sukzessive an, verstärkt sich noch weiter. Die möglichen positiven Aspekte von Narzissmus werden so schleichend, unbemerkt immer weiter ausgehöhlt, und ungewollt die negativen Eigenschaften des Narzissmus bekräftigt. Um dem verantwortungsbewusst entgegenwirken zu können, braucht es viel Selbstreflexion, eine ehrliche Auseinandersetzung mit narzisstischem Verhalten und möglichen Folgen. Aber genau das ist ab einem gewissen Grad an Narzissmus nicht mehr gut möglich bzw. geht in eine falsche Richtung. Mit stärker werdendem Narzissmus überhöht man sich selbst immer mehr, anstatt sich selbstkritisch auf einem gesunden Maß von Narzissmus halten zu können.
Der amerikanische Wirtschaftspsychologe Paul Babiak belegt, dass unter Managern der Anteil an Personen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung, worunter auch der destruktive Narzissmus fällt, überproportional hoch sei – äußerlich scheinbar charismatische Führungspersönlichkeiten treiben diese Unternehmen in den Abgrund.[10] Schon 2001 haben die Soziologen Erwin und Ute Scheuch die Gefahr von Manager im Größenwahn thematisiert, die viel gefährlicher für Volkswirtschaften seien als landläufig angenommen. Die Superbluffs haben seit den 1990er Jahren massiv zugenommen. Manager bewegen sich in Gruppen, in denen sich der Größenwahn gegenseitig aufschaukelt.[11]
Mag sein, dass manche sogar meinen, es gäbe kein gesundes Maß von Narzissmus. Vielleicht ist es so. Aber mir geht es in diesem Artikel nicht darum, nur abzuurteilen, sondern sensibel zu machen für Themen, die in Unternehmen selten explizit angesprochen werden – worunter die narzisstischen Aspekte und die damit verbundenen Folgen definitiv zählen. Zu selten ist Unternehmern meiner Meinung nach bewusst, dass narzisstisches Verhalten das Business negativ belastet, sogar zerstören kann, wenn falsche Entscheidungen aus einem übersteigernden Ego heraus getroffen werden.
WO LIEGEN DIE URSACHEN FÜR NARZISSTISCH DESTRUKTIVES VERHALTEN
Von Seiten der Psychologie wird Narzissmus, insbesondere die destruktive Form, in den ersten 3 Lebensjahren entsprechend geprägt. In dieser frühkindlichen Zeit ist es von großer Relevanz, inwieweit ein Mensch Liebe und ehrliche Anerkennung erfährt. Kommt es in dieser ersten Lebensphase zu negativen Erfahrungen, sowohl an zu viel als auch an zu wenig, wird das eigene Selbstbild und in Folge das Verhalten entsprechend beeinflusst – positiv, oder eben auch negativ.[12] Hans-Joachim Maaz, Psychiater, Psychoanalytiker und Autor, spricht von einer narzisstischen Wut, die dann in Folge in die Gesellschaft getragen wird. Jede narzisstische Störung trage in sich den Schmerz eines erlittenen Liebesmangels. Jeder Mensch ist mit dem Bedürfnis geboren, sich anderen Menschen gegenüber wertvoll zu spüren, ein Leben lang.[13] Das heißt konkret: Kinder, Menschen sollten für das geliebt werden, was sie sind, und nicht nur für das, was sie tun.[14]
Narzissmus scheint aber nicht bloß ein familiäres Thema zu sein, sondern ist auch ein gesellschaftliches Problem, so die Auffassung von Maaz. Es ist u.a. darauf zurückzuführen, wie die Gesellschaft wirtschaftlich gestaltet ist. Ein Wirtschaftssystem, mit dem Mantra vom ständigen Wachstum, stärkt die narzisstische Dynamik, schwächt das Beziehungswachstum und höhlt damit das aus, was Menschen dazu bewegt, empathisch, mitfühlend, liebend mit sich selbst und der Umwelt zu agieren.
Das Problem liegt an einem Mangel an Selbstliebe [15] – einem gestörten Verhältnis zu sich selbst, indem man sich nicht mehr so annehmen kann wie man ist, mit den Stärken und den Schwächen. Wenn man von der Gesellschaft ständig zu spüren bekommt, was zu tun ist, um anerkannt zu sein, die Schwächen ausmerzen muss, dann stärkt dies das Minderwertigkeitsgefühl, die narzisstischen Züge und lässt die Selbstliebe entarten. Die Schwächen will man negieren, nur noch die Sonnenseite, Erfolg, Gewinn, das ideale Bild von sich selbst sehen und nach außen darstellen.[16] Mit diesem idealisierten Bild versucht man die Welt so zu gestalten, so dass man dabei als erfolgreicher Hero hervorgeht.
Narzissmus kann als eine Art Schutz gegen Minderwertigkeitskomplexe verstanden werden. Wenn man das Gefühl hat, man ist nicht gut genug, dann versucht man, sich größer zu wähnen, als man ist, um sich besser zu fühlen. Man versucht das tiefsitzende Gefühl von Minderwertigkeit durch Gesten der Überlegenheit zu kompensieren.[17] So entsteht im Laufe der Zeit ein falsches Selbstbild, eine falsche Selbstbeurteilung, ein narzisstisches Verhalten mit einer gestörten Selbstliebe. Das Bedürfnis nach Anerkennung, Bewunderung bzw. der Kompensation von narzisstischen Wunden wird dann zur Triebfeder späterer Erfolge.[18]
RESÜMEE
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Zum einen rühmt man sich, dass die Wirtschaft von Heros in die beste Zukunft geführt wird, Gewinne in schwindelerregenden Höhen generiert – angeblich zum Wohl aller – andere damit in den Bann zieht, MitarbeiterInnen motiviert und KundInnen mit Strahlkraft einzufangen sucht.
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Aber gleichzeitig kann narzisstisches Verhalten ein Unternehmen, und damit auch einer Gesellschaft, das Genick brechen. Es werden u.U. Entscheidungen getroffen, die die Sachlage verkennen, die das gesunde Maß an Erfolg und Gewinnstreben aushöhlen bzw. falsche Kompetenzen zum Zug kommen lassen, und nicht im Stande sind, auf anstehende Veränderungen angemessen zu reagieren.
Aktuell verschärft sich die Sachlage, weil die Digitalisierung zwar weiterhin Erfolge generieren möchte, aber diese Erfolge andere Strategien verlangen, um fruchten zu können. Die Digitalisierung verlangt mehr Teamgeist, Einfühlungsvermögen, einen integrativen Führungsstil und sogar ein neues Bewusstsein für ethische Standards.[19] Alles Kompetenzen, die narzisstischen Führungspersönlichkeiten eher schwerfallen und daher eine agile, kollaborative, flachhierarchische Arbeitskultur im Unternehmen nicht zu implementieren möglich ist.
Darüber hinaus sind destruktiv narzisstische Manager oft ein Grund, dass MitarbeiterInnen das Unternehmen verlassen bzw. kündigen. Das verursacht enorme Folgekosten. Selbst Berater und Coaches kommen unter Kritik, weil sich diese angeblich vermehrt dafür eingesetzt haben, die Manager in der Befriedigung narzisstischer Züge unterstützt und weniger das Gesamtwohl vom Unternehmen, eingebettet in eine bestimmte Umwelt im Blick behalten haben. Gegenseitig haben sich narzisstische Manager mit narzisstischen Beratern bestärkt, und vielversprechende Erfolge mit möglichst viel Eigenprofit gesichert.[20]
Was kann man tun, um narzisstisch ausuferndes Verhalten zu zügeln
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Nach Maaz müsste man eine andere Wertigkeit installieren, um aus dem narzisstisch destruktiven Streben aussteigen zu können. Seiner Meinung nach bräuchte es eine neue Beziehungskultur, die nicht auf Wettkampf ausgerichtet ist, sondern auf Augenhöhe, auf Wertschätzung mit entsprechender Würdigung aller fußt.
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Die Psychologin und Pädagogin Helle Jenssen sieht einen Schlüssel darin, narzisstisch destruktive Verhaltensweisen zu mildern, indem man bereits in Schulen ganz gezielt Empathie in Verbindung mit einer gesunden Selbstliebe zu fördern sucht. Menschen, Kinder dafür achtet, was sie sind, und nicht für das belohnt, was sie tun und leisten.[21]
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Die Wirtschaft bzw. Unternehmen können narzisstisch destruktiven Entscheidungen und Verhaltensweisen gegenwirken, indem sie sich nicht in einen narzisstischen Machtkampf verstricken lassen. Das heißt, man sollte achtsam, sensitiv, aber couragiert narzisstischen Anwandlungen entgegentreten.[22]
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Man sollte sachliche Probleme ernster nehmen, und nicht bloß schnellen Lösungen für den nächsten Erfolg auf den Leim gehen.[23]
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Eine zu starke Konzentration von Macht, mit den damit verbundenen Privilegien sollte in Bezug auf das Geschehen und die Entscheidungen gut im Auge behalten werden. Macht verändert das Verhalten, und Macht fördert narzisstisches Verhalten.
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Als Berater und Coach bedarf es Mut, unterlegt mit sehr viel ehrlicher Selbstreflexion, sich narzisstischen Anwandlungen von Führungskräften und ebenso den eigenen Anteilen davon gegenzustellen.
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Der Psychoanalytiker Walter Hoffmann spricht in Verbindung mit Narzissmus davon, dass Narzissmus nur noch durch einen regulierten Markt mit regulierten Gehältern in den Toppositionen gesund in den Griff zu bekommen sei. Eine freiwillige Selbstbeschränkung ist einfach nicht möglich.[24]
Nach Hoffmann fehlt die nötige ehrlich Reflexion, aber gerade diese ist aus einer narzisstischen Sichtweise heraus nicht möglich.
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Es braucht nach Meinung von Hoffmann einer fundierten Persönlichkeitsbildung bei der Ausbildung von Führungskräften, das sollte vielmehr in den Fokus gerückt werden.[25]
Zu einer fundierten Persönlichkeitsbildung zählt meiner Meinung nach auch die Achtsamkeitspraxis, ein Tool, das meiner persönlichen Erfahrung nach im Stande ist, sich selbst in Verbindung mit der Welt besser wahrzunehmen, zu achten und zu würdigen. Die Praxis von Mitgefühl ist dabei ein wesentliches Element, um einzusehen, wie relevant Empathie ist. Selbstliebe ist ein Teil davon. Diese verwechselt man jedoch zu leicht mit egoistischer Bedürfnisbefriedigung – verständlicherweise. Es ist schwer zu begreifen, insbesondere rational, Selbstliebe und Mitgefühl über das Ichbewusstsein hinaus zu verstehen. Selbstliebe stützt sich meiner Meinung nach neben einem ehrlichen Egobewusstsein auf ein spirituelles Bewusstsein – doch davon zu reden, insbesondere in der Wirtschaft, ist vermutlich vergleichbar mit der Überquerung von einem Minenfeld.
Sobald das Leben nicht unserem Bild entspricht, haben wir gewöhnlich das Gefühl, dass etwas schief läuft. Aber nicht das ist das Problem, sondern, dass wir das Leben aus der engen, ängstlichen Perspektive des „Ich will …“ betrachten.[26]
Abschließen möchte ich diesen Artikel mit dem, was alle Menschen vermutlich verbindet, egal in welchem Bereich sie tätig sind und welchen Rang sie besetzen: Die Sehnsucht nach Zufriedenheit, die Sehnsucht sich anerkannt und geliebt zu fühlen.
Ihr Günther Wagner
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Literaturquellen:
[1] https://www.linkedin.com/pulse/der-chief-empathy-officer-warum-sich-im-job-dr-ferri-abolhassan/. Am 2019-03-26 gelesen.
[2] https://www.linkedin.com/pulse/der-chief-empathy-officer-warum-sich-im-job-dr-ferri-abolhassan/. Am 2019-03-26 gelesen.
[3] https://www.trend.at/service/karriere/narzissmus-fuehrungskraeften-epidemie-362046. Am 2019-06-04 gelesen.
[4] https://www.psychologie-heute.de/gesellschaft/38856-der-uebliche-groessenwahn.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[5] https://www.haufe.de/personal/hr-management/narzissmus-bei-fuehrungskraeften_80_400572.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[6] https://www.haufe.de/personal/hr-management/narzissmus-bei-fuehrungskraeften_80_400572.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[7] https://www.trend.at/service/karriere/narzissmus-fuehrungskraeften-epidemie-362046. Am 2019-06-04 gelesen.
[8] https://www.researchgate.net/publication/226628167_Narzissmus_und_Fuhrung. Am 2019-06-05 gelesen.
[9] https://www.researchgate.net/publication/226628167_Narzissmus_und_Fuhrung. Am 2019-06-05 gelesen.
[10] https://www.researchgate.net/publication/226628167_Narzissmus_und_Fuhrung. Am 2019-06-05 gelesen.
[11] https://www.psychologie-heute.de/gesellschaft/38856-der-uebliche-groessenwahn.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[12] https://www.deutschlandfunkkultur.de/kollektiv-gestoert-sind-wir-alle-narzissten.976.de.html?dram:article_id=432961. Am 2019-06-05 gelesen.
[13] https://www.deutschlandfunkkultur.de/kollektiv-gestoert-sind-wir-alle-narzissten.976.de.html?dram:article_id=432961. Am 2019-06-05 gelesen.
[14] https://www.psychologie-heute.de/gesellschaft/38856-der-uebliche-groessenwahn.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[15] https://www.deutschlandfunkkultur.de/kollektiv-gestoert-sind-wir-alle-narzissten.976.de.html?dram:article_id=432961. Am 2019-06-05 gelesen.
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstliebe. Am 2019-06-05 gelesen.
[17] https://www.researchgate.net/publication/226628167_Narzissmus_und_Fuhrung. Am 2019-06-05 gelesen.
[18] https://www.researchgate.net/publication/226628167_Narzissmus_und_Fuhrung. Am 2019-06-05 gelesen.
[19] https://www.haufe.de/personal/hr-management/narzissmus-bei-fuehrungskraeften_80_400572.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[20] https://www.researchgate.net/publication/226628167_Narzissmus_und_Fuhrung. Am 2019-06-05 gelesen.
[21] https://www.deutschlandfunkkultur.de/kollektiv-gestoert-sind-wir-alle-narzissten.976.de.html?dram:article_id=432961. Am 2019-06-05 gelesen.
[22] https://www.haufe.de/personal/hr-management/narzissmus-bei-fuehrungskraeften_80_400572.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[23] https://www.haufe.de/personal/hr-management/narzissmus-bei-fuehrungskraeften_80_400572.html. Am 2019-06-04 gelesen.
[24] https://derstandard.at/1322531595343/Schraeglage-im-Beruf-Je-hoeher-die-Position-desto-mehr-Narzissten. Am 2019-06-06 gelesen.
[25] https://derstandard.at/1322531595343/Schraeglage-im-Beruf-Je-hoeher-die-Position-desto-mehr-Narzissten. Am 2019-06-06 gelesen.
[26] Bayda, Ezra: Zen sein – Zen leben. Wilhelm Goldmann Verlag. München: 2003.