Slowness wird der Trend der Zukunft – in allen Bereichen, auch in der Wirtschaft
Mit Slow Architecture, Slow City, Slow Creativity, Slow Trend, Slow Retail, Slow Travel, Slow Food, u.a. Slow-Initiativen befinden sich gleich mehrere Lebens- und damit verbunden auch Wirtschaftsbereiche auf dem Slowness-Pfad, der die Businesswelt anstößt Ihre Produkte und ebenso Ihre Arbeitsweisen neu zu überdenken.[1]
Über lange Zeit galt das Credo: „Schneller, höher, weiter. Ohne Wachstum und ohne ein Mehr gibt es keinen Fortschritt und kein Glück.“ Das hat dazu geführt, dass sich im Business wie auch im Privatleben eine Geschwindigkeit zeigt, mit der bei genauer Betrachtung kaum noch jemand mithalten kann. Gerne wird so getan, dass man noch alles im Griff hat und die Zeit effektiv und bestmöglich zu nutzen im Stande ist.
Doch viel mehr zeigt sich, dass die psychischen Erkrankungen, ausgelöst durch Burn-out, massiv ansteigen. 86 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben das Gefühl, dass das Leben heute schneller ist als vor 10 Jahren. Immer mehr Aufgaben stehen je Zeiteinheit an. Sobald auf der To-Do-Liste eine Aufgabe abgehakt werden kann, kommen fünf neue Aufgaben hinzu. Zeit wird das Luxusgut der postmodernen Arbeitswelt. Statusdenken, Prestige und Macht werden immer mehr an Bedeutung verlieren.[2]
Zeit und damit zusammenhängend Achtsamkeit wird die wichtigste Strömung der Gegenwart und Zukunft.[3]
read more Auch Jens Roeper, Executive Director von Designit spricht davon, dass Zeit das Luxusgut der Zukunft werden wird bzw. sogar schon ist. Es geht darum, wie man die Zeit verwendet, um effizient arbeiten zu können und wie man gleichzeitig Raum schaffen kann, um Ruhe zu finden, den Moment der Relevanz zu erkennen.[5] Denn wenn man immer mehrere Dinge gleichzeitig erledigt, und straff nach Zeitplan vorgeht ohne Lücken, sprich ohne Möglichkeiten die Achtsamkeit zu aktivieren, dann ist die Gefahr groß, wichtige Inputs für anstehende Entscheidungen zu verfehlen. Roeper spricht von der Verbindung von Kopf und Herz.[6] Davon, dass man das was man tut bewusst wahrnimmt und sich damit identifiziert. Das heißt, dass man Termine, Meetings, Verhandlungen, … nicht bloß rational bestmöglich abarbeitet, sondern ebenso die Gefühle und das Herz in den Arbeitsprozess miteinbezieht. Das geht jedoch nur mit Achtsamkeit. Bei genauer Betrachtung kommt das Thema Achtsamkeit in vielen meiner Artikel vor, auch wenn ich es nicht so beim Namen nenne. Doch jede Art das eigene Denken und Handeln zu reflektieren, ist ein Akt der Achtsamkeit. Viele verbinden mit Achtsamkeit vermutlich eine Form von Meditation, für die man sich regelmäßig Zeit nimmt. Das stimmt so auch, doch Achtsamkeit beginnt schon früher. In dem Moment, wo mir beispielsweise bewusst wird, dass ich gerade kaum Luft bekomme, weil ich aufgrund eines angespannten Gespräches nur sehr flach atme, übe ich mich bereits in Achtsamkeit. Wenn ich merke, dass ich mir kaum noch Zeit nehme ein E-Mail genau durchzulesen, sondern nur noch schnell und oberflächlich überfliege, übe ich mich in Achtsamkeit. Je mehr solcher Momente am Tag verteilt eintreten, umso größer ist die Chance, die Achtsamkeit bewusst nutzen zu können. Beispielsweise kann ich 3 Atemzüge lang tief ausatmen und den gerade ansteigenden Stress damit leicht abfangen, oder mit 3 entspannten Atemzügen eine Denklücke aktivieren, in der aus der Tiefe heraus andere Gedanken Raum finden, die Entscheidungen aus einer anderen Perspektive heraus verstehen. In meinem Artikel „Berge versetzen im Management“[7] habe ich darüber geschrieben, wie oft wir dem Glauben erliegen, wir müssten alles rational und effektiv mit bestmöglicher Fachkompetenz lösen, um noch besser zu werden. Wie oft meinen wir, die Strukturen verändern zu müssen, um mithalten zu können. Doch langfristig zeigt sich Erfolg nur, wenn man im Leben tut, was man gerne tut, was man aus vollem Herzen tut. Die Weisheit des Herzens zeigt sich jedoch erst in Augenblicken der Achtsamkeit. Doch über die Kraft des Herzens in Management-Kreisen zu sprechen ist ein Drahtseilakt. Achtsamkeit wird kaum in der Business- bzw. Management-Ausbildung erwähnt. Doch gerade diese Fähigkeit wird zur unumgänglichen Basis für Führungskräfte, um die in Zukunft relevanten Führungskompetenzen erfolgreich unter Beweis stellen zu können. Ohne Achtsamkeit kann keine positive Fehlerkultur zum Wirken kommen. Ohne Achtsamkeit wird Agilität und Kollaboration bloß ein Lippenbekenntnis bleiben, ohne sichtbaren Erfolg. Lügen werden ohne Achtsamkeit jedes Unternehmen irgendwann zu Fall bringen. Ohne Achtsamkeit wird der Stress im Umgang mit der Komplexität noch weiter ansteigen, und das Management verliert sich im Labyrinth von Business-Heilsversprechungen. Die Digitalisierung der Arbeits- und Produktwelt verlangt soziale Innovationen.[8] Achtsamkeit zählt zu einen der sozialen Innovationen und ist weit mehr als nur ein weiteres Tool, um den Erfolg im Unternehmen sicherzustellen und den eigenen Erfolg daran zu unterstreichen. Achtsamkeit fördert Ihre Gesundheit, die Ihrer MitarbeiterInnen und selbst die Ihrer KundInnen. Das alleine sollte doch als Grund schon genügen, um Achtsamkeit in das Tagesbusiness zu integrieren?! Wer will sich nicht gesund fühlen und in seiner/ihrer vollen Kraft die Arbeit verrichten? So macht es doch viel mehr Freude, und es bringt auch weit mehr Erfolg. Aber wie schon gesagt, kaum jemand der Führungskräfte wird in den Aus- und Weiterbildungen in Achtsamkeit trainiert. Dort heißt es, dass es dafür an Zeit mangelt, genau an dem, was Achtsamkeit auf längere Sicht bringen kann – Zeit. Das ist fast schon ein Paradoxon. Und dieses Beiseitelassen von Kompetenzen aufgrund von Zeitnot führt zu Fehlern. Fehler passieren, wo etwas fehlt – nämlich Achtsamkeit. Das Lernen aus Fehlern bzw. das Verhindern von Fehlern kann bestmöglich und langfristig erfolgsversprechend in den Arbeitsalltag integriert werden, wenn man das Bewusstsein für Achtsamkeit und die damit zusammenhängende emotionale Intelligenz anregt. Daniel Golemann, Psychologe und Autor des Buches „Emotionale Intelligenz“, konnte in einer Studie beweisen, dass hervorragende Leistungen in Unternehmen zu 80 bis 100 Prozent auf der emotionalen Intelligenz der Führungskräfte beruhen.[9] Selbst in einem Unternehmen wie Google, dass permanent online ist, oder gerade deshalb, muss die emotionale Intelligenz der MitarbeiterInnen gefördert werden, damit diese auch dauerhaft ihr bestes leisten, ohne zu leiden, sondern im Gegenteil, am meisten selbst davon profitieren können.[10] Deshalb setzte Google bereits seit 2007 auf Achtsamkeit, und hat ein von Chade-Meng Tan initiiertes Achtsamkeits-Programm „Search Inside Yourself“ eingeführt. Tan verstand es, dass emotionale Intelligenz im Kern aus Selbsterkenntnis besteht und dass die beste geistige App dafür eine Methode der Geistesschulung namens Achtsamkeit ist.[11] Aufmerksamkeit wird als Grundvoraussetzung aller höheren kognitiven und emotionalen Prozesse angesehen. Tan´s Programm besteht aus drei Schritten:[12] Aufmerksamkeitsschulung Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung Nützliche geistige Gewohnheiten Achtsamkeit beginnt im Kleinen, dabei bewusst wahrzunehmen, was jetzt gerade in diesem Moment passiert – im Außen und im Inneren. Beispielsweise Sie lesen diesen Artikel. Sie nehmen wahr, dass Sie vielleicht zu schnell lesen, dass Sie vielleicht mit den Gedanken abschweifen und beim nächsten Meeting sind, oder sich über den Artikel ärgern. Das klingt eigentlich sehr einfach. Doch die Achtsamkeit wird durch 5 Aspekte gehindert bzw. verzerrt, die jeden von uns zu jeder Zeit beeinflussen und begleiten. Zu diesen 5 Achtsamkeits-Belästigungen zählt: Zweifel, Unruhe, Trägheit, Verlangen und Widerwillen.[13] Die große Aufgabe bei der Achtsamkeitsübung besteht darin, sich immer und immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, achtsam zu sein, sprich bewusst wahrzunehmen was jetzt gerade ist, einschließlich der Registrierung der 5 Hindernisse – ohne diese zu bewerten. Dabei hilft ein Achtsamkeitswecker wie beispielsweise das Phone-Klingeln. Es geht nicht darum, unentwegt alles bewusst wahrzunehmen, sondern mehrfach verteilt über den Tag für kurze Momente Inne zu halten und durchzuchecken, was jetzt gerade los ist. Der Atem ist beispielsweise zu schnell, der Kopf schmerzt, Widerwille ist da, man ist unruhig. Es geht sogar anfangs noch einfacher. Registrieren Sie fürs Erste, ob Sie gerade in diesem Moment zwischen angenehm und unangenehm unterscheiden. In Folge werden Sie merken, dass Sie entsprechend dieser Bewertung „Angenehm – Unangenehm“ unterschiedlich handeln.[14] Aus diesem bewussten Check heraus, kann dann möglicherweise eine anstehende Entscheidung anders getroffen werden als ohne Check. Ihr innerer Dialog ist der Weg zur Achtsamkeit.[15] Ihr Körper lebt nur in der Gegenwart. So gesehen können Sie Achtsamkeit mit Hilfe Ihres Körpers relativ schnell erfassen. Ihr Atem, Ihre Sitzhaltung, Ihre angespannten oder zu schlaffen Muskeln, Ihre gebeugte Haltung, Ihre hochgezogenen Schultern, ein mögliches Bauchzwicken, … zeigen Ihnen sofort in diesem Moment, was jetzt gerade los ist. In diesem Moment entsteht eine Lücke im Denken. Das eröffnet für einen Moment einen erweiterten Denk- und Handlungsraum. Es gibt im Achtsam sein jedoch kein richtig und falsch.[16] Achtsam sein bedeutet auch, den Moment als solchen zu akzeptieren, so wie sich dieser jetzt gerade zeigt. Doch das fällt besonders schwer, denn wir alle erliegen dem Antrieb, sofort etwas ändern zu wollen oder zu resignieren – abhängig vom Charakter und den Erfahrungen. Das, was gerade in Achtsamkeit erspürt wird, wird sofort bewertet und wenn es unangenehm ist, dann wird gleich reagiert, um das Hindernis zu überwinden. Achtsam sein heißt auch, dass was ist anzunehmen und erst aus dieser Akzeptanz heraus eine Entscheidung zu treffen. Das heißt eben nicht, wie oft angenommen wird, dass man alles hinnimmt. Sondern das heißt, zu der Herausforderung mit Einsichtigkeit Ja zu sagen. Wenn man das tut, dann steht man in voller Kraft, um die Herausforderung zu meistern. Wenn man dagegen das Unangenehme, die Herausforderung einfach nur beseitigen will ohne Akzeptanz dieser, dann handelt man nur mit halber Kraft.[17] Oft meinen wir, wir akzeptieren ohnehin das was ist. Leider ist das oft jedoch nur ein geistiger Trugschluss. Der Widerwillen sitzt tief und ist raffiniert. Auch wenn sich das vielleicht für den einen oder anderen von Ihnen als Einbildung anhört. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass ich selbst ebenso unfassbar vielen Illusionen erliege. Im Aikido, in der Kampfkunst, kann man das mental und körperlich deutlich wahrnehmen und damit verstehen. Selbstverständlich heißt das nicht, dass Sie jetzt ein Aikido-Training absolvieren müssen. Mit dem körperlichen Bezug ist es nur leichter bzw. oft auch schneller die geistigen Regungen und deren Auswirkungen und Folgen explizit wahrzunehmen. Anfangs genügt der einfache Ansatz von Achtsamkeitstraining. Selbst dabei werden vielleicht einige von Ihnen feststellen, dass es gar nicht so leicht ist achtsam zu sein, doch mit etwas Disziplin und einigen Inputs kann der erste Schritt hin zur Achtsamkeit relativ schnell positive Wirkung zeigen. Auf längere Sicht hin wäre es jedoch sinnvoll, gemeinsam mit in Achtsamkeit Geschulten das Training zu erweitern und zu vertiefen. Vielleicht stellen Sie sich jetzt die Frage, was das wirklich bringen soll? Aus eigener langerjähriger Erfahrung kann ich das mit voller Überzeugung bestätigen. Im Gegenteil, wenn ich merke, dass meine Achtsamkeit sinkt, was auch bei mir der Fall ist wenn ich mich nicht regelmäßig darin übe. Dann spüre ich sehr deutlich, dass meine Arbeitsleistung abnimmt bzw. mein Denken, meine Entscheidungen und Handlungen deutlich an Kraft verlieren. Abschließend möchte ich anhand nachfolgender Tabelle versuchen Ihnen verständlich zu machen, dass mehr Achtsamkeit und ein bewusster Umgang mit den 5 Hindernissen den Erfolg im Businessalltag positiv beeinflussen kann.[18] Was uns alle verbindet ist die Tatsache, dass jeder/jede auf seine/ihre Weise versucht, die Kontrolle in einer letztlich unkontrollierbaren Welt zu behalten.[19] Achtsamkeit hilft, das verständnisvoll und verantwortungsbewusst anzunehmen, und aus diesem Verständnis heraus andere, neue Entscheidungen zu treffen. Ihr Günther Wagner Literaturquellen: [1] https://www.transform-magazin.de/slowness/. Am 2017-06-12 gelesen. reduce text
Google mag zwar auf das Achtsamkeitstraining setzen, aber bringt das wirklich mehr Leistung?
[2] https://www.transform-magazin.de/slowness/. Am 2017-06-12 gelesen.
[3] https://www.transform-magazin.de/slowness/. Am 2017-06-12 gelesen.
[4] https://www.transform-magazin.de/slowness/. Am 2017-06-12 gelesen.
[5] http://se.linkedin.com/pulse/unser-immer-schnelleres-leben-schreit-danach-sich-wieder-sara-weber. Am 2017-06-01 gelesen.
[6] http://se.linkedin.com/pulse/unser-immer-schnelleres-leben-schreit-danach-sich-wieder-sara-weber. Am 2017-06-01 gelesen.
[7] https://blog-wagner-consulting.eu/berge-versetzen-im-management/.
[8] https://blog-wagner-consulting.eu/erfolgstool-nr-3/.
[9] Tan, Chade-Meng: Search Inside Yourself. Das etwas andere Glücks-Coaching. 1. Auflage. Verlagsgruppe Random House GmbH. München: 2012. S.36.
[10] https://www.linkedin.com/pulse/bist-du-ein-segmentor-oder-integrator-gilbert-dietrich. Am 2017-06-12 gelesen.
[11] Tan, Chade-Meng: Search Inside Yourself. Das etwas andere Glücks-Coaching. 1. Auflage. Verlagsgruppe Random House GmbH. München: 2012. S.10.
[12] Tan, Chade-Meng: Search Inside Yourself. Das etwas andere Glücks-Coaching. 1. Auflage. Verlagsgruppe Random House GmbH. München: 2012. S.29.
[13] Mannschatz, Marie: Buddhas Anleitung zum Glücklichsein. Fünf Weisheiten, die Ihren Alltag verändern. Gräfe und Unzer Verlag GmbH. München. 2007.
[14] Mannschatz, Marie: Buddhas Anleitung zum Glücklichsein. Fünf Weisheiten, die Ihren Alltag verändern. Gräfe und Unzer Verlag GmbH. München. 2007.
[15] Mannschatz, Marie: Buddhas Anleitung zum Glücklichsein. Fünf Weisheiten, die Ihren Alltag verändern. Gräfe und Unzer Verlag GmbH. München. 2007.
[16] Mannschatz, Marie: Buddhas Anleitung zum Glücklichsein. Fünf Weisheiten, die Ihren Alltag verändern. Gräfe und Unzer Verlag GmbH. München. 2007.
[17] Bayda, Ezra: Zen sein – Zen leben. Wilhelm Goldmann Verlag. München: 2003.
[18] Mannschatz, Marie: Buddhas Anleitung zum Glücklichsein. Fünf Weisheiten, die Ihren Alltag verändern. Gräfe und Unzer Verlag GmbH. München. 2007. S.155.
[19] Bayda, Ezra: Zen sein – Zen leben. Wilhelm Goldmann Verlag. München: 2003.