Social Selling
UNTERNEHMEN BRAUCHEN HELDEN IM NETZ

UNTERNEHMEN BRAUCHEN HELDEN IM NETZ

Ich frage mich angesichts der aktuell um den Globus gehenden Problematik, Coronavirus, ob ich überhaupt einen Artikel schreiben soll, weil doch die Storys rund um diesen Virus über sehr viel hinwegrollen?! Ich tue es dennoch – aber nur deshalb, weil es in meinem heutigen Artikel genau um das geht, was u.a. die Berichterstattungen in Bezug auf den Coronavirus weltweit gerade tun – Storys erzählen, die eine intensive Wirkung und damit auch Einfluss haben. Und genau davon können Unternehmen aktuell lernen, weil genau das in Zukunft von Unternehmen gefordert werden wird – menschlich berührende Themen erzählen, Storytelling betreiben!

Auch wenn Sie das als Unternehmen so nicht bejahen würden, aber Sie werden schwer leugnen können, dass die Kommunikation, die Art und Weise wie kommuniziert wird, sich durch die Digitalisierung verändert. Storytelling und Social Selling sind dahingehend bald schon eine unternehmerische Notwendigkeit, um die Bedürfnisse von KundInnen, KooperationspartnerInnen und auch MitarbeiterInnen langfristig und dem Zeitgeist entsprechend befriedigen zu können. Doch Unternehmen haben hierbei eine große Hürde zu überwinden – nämlich:

Content is King, aber das ist die Crux an der Sache,

schreibt Manuel H. Gäck in einem der zahlreichen Kommentare zu meinem Artikel Social Selling, der mich in zweierlei Hinsicht überrascht hat:

Erstens: Ich hatte in Bezug auf diesen Artikel bei weitem nicht mit so konkreten Rückmeldungen und entsprechenden Nachfragen gerechnet.

Zweitens: Gleichzeitig hat es mich erstaunt, dass für Konzerne bzw. für deren Führungskräfte Social Selling anscheinend kein relevantes Thema ist. Sonst nehme ich diese als Leserschaft deutlich wahr, selbst bei sehr unternehmenskritischen Artikeln von mir. Social Selling scheint hingegen eine reine Marketingsache zu sein – und damit bei allen, die NICHT mit Marketing direkt etwas zu tun haben, sofort vom Schirm gewischt zu werden.

Es könnte jedoch auch sein, dass meine Follower bzw. Leserschaft meine Themenwahl Social Selling auf den ersten Blick irritiert hat, und damit mehr ein Zweifel, als ein Bedürfnis des Lesens im Raum stand – sprich …

Was hat Günther Wagner plötzlich mit Social Selling, mit Storytelling am Hut, der doch spezifiziert reflexiv über Digitalisierung und die damit verbundenen Changeherausforderungen schreibt, darin Experte ist – Social Selling und Changeexperte passt doch nicht zusammen?!

Eine berechtigte Frage bzw. Annahme, die ich mit Verständnis für manchen Zweifel in meiner Leserschaft sogleich beantworten möchte, weil diese Frage ohnehin den Kern der Sache trifft:

Digitalisierung verändert jedes Unternehmen, eben auch das Marketing und den Vertrieb von Produkten – wo ich mich genauso daheim fühle wie in der VUCA-World und früher mit Leidenschaft dort gearbeitet habe. Vielleicht wissen es manche von Ihnen nicht konkret, dass ich vor meiner aktuellen Tätigkeit als Berater, Coach, Supervisor und Reflexionsfläche für Veränderungsprozesse in digitalen Zeiten, langjährig im Vertrieb tätig war, auf allen Ebenen den Vertrieb und das Selling mit Haut und Haaren durchlebte bzw. mit Leben zu erfüllen suchte. Deshalb nehme ich auch in diesem Bereich aktuell notwendige Veränderungsprozesse wahr, wenn man nicht abgehängt werden will.

Ob wir wollen oder nicht, durch die Digitalisierung verändern sich nicht bloß die Arbeitsweisen, die Arbeitsprozesse und Arbeitsstrukturen, sondern auch die Aufgabengebiete, fachübergreifende Wirkungsweisen, Kompetenzen, Verantwortlichkeiten und vor allem das Selbstverständnis mit dem man sich als Unternehmen, als Manager, als MitarbeiterIn, als eine bestimmte Abteilung definiert und entsprechend agiert.

Nicht ohne Grund schreibe ich immer wieder aufs Neue, dass die Digitalisierungsprozesse deutlich mehr breitgefächerte und siloübergreifende Auseinandersetzung benötigen – das Marketing und der Vertrieb sind dabei keine Ausnahme, und erfahren wie andere Abteilungen ebenfalls einen Veränderungsschub. Deshalb meine ich es wirklich wortwörtlich, dass mit der Digitalisierung so gut wie alle Bereiche im Unternehmen einen Wandel, einen unternehmerischen Kulturwandel einleiten müssen – der durch die Implementierung von Social Selling erst so richtig offensichtlich wird.

Die Digitalisierung scheint zwar auf den ersten Blick mehr eine rein technische Veränderung zu sein, aber gleichzeitig werden mit der Digitalisierung Arbeitsprozesse, aber eben auch Wissens- und Informationstransfer und Innovationen revolutioniert. Das wird die Produkte und Dienstleistungen, das Unternehmen selbst über alle Bereiche und Ebenen hinweg in einer kaum noch vorstellbaren Weise verändern.

Wenn man es als Unternehmen dahingehend verschläft sich entsprechend neu auszurichten, kann man das Nachsehen haben. Social Selling scheint dabei aktuell der wirkungsvollste Weg zu sein, die Veränderungen über das gesamte Unternehmen hinweg begreifbar, sichtbar, erlebbar zu machen – mit Storytelling als kommunikative Brücke zwischen den Abteilungen und Ebenen, zu MitarbeiterInnen, zu KundInnen und KooperationspartnerInnen.

Vielleicht sind Sie dahingehend schon bestens aufgestellt?!

Sie benötigen keine weiteren Inputs zu Social Selling – vielleicht ein Grund, warum Konzerne, CEOs und Manager auf den Artikel kaum reagiert haben. Es scheint bei den Großen dahingehend bestens zu laufen. Der Webaufritt scheint gut zu sein und die Marketingabteilungen versorgen das Netz mit scheinbar ausreichend spannenden Produktbeschreibungen und Informationen. Doch lt. Meinung einiger ExpertInnen trügt hier der Schein gewaltig. Deutschland sei sogar in Bezug auf Social Selling sehr schlecht aufgestellt [1] – es mangelt an guten Auftritten, aber vor allem an Content, …

Noch mag das keinen sichtbaren Nachteil bringen, aber das Blatt kann sich dahingehend schneller wenden als Sie meinen – und dann ist es eigentlich zu spät. Wenn Sie nicht schon jetzt Ihr Unternehmen fit machen, sich in neuer Weise im Verständnis von Social Selling im Netz zu positionieren suchen, könnten Sie bald schon das Nachsehen haben und es nicht mehr schaffen, sich im Vergleich zur Konkurrenz im Netz hervorzuheben. Ihnen sollte bewusst sein, dass schon jetzt täglich jede und jeder mit etwa 13.000 Werbebotschaften konfrontiert wird [2] – Tendenz noch weiter steigend.

Es ist an der Zeit sich im Netz in neuer Weise entsprechend stark und aussagekräftig zu positionieren, die Wirkungsweise der Kommunikation im Netz zu verstehen, und die damit verbundene Kraft des Netzes wirklich zu nutzen. Denn gerade das digitale Zeitalter ermöglicht es über viele Grenzen hinweg mit Menschen in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen, Inhalte zu teilen, Anregungen zu bekommen, Lösungen zu generieren, Innovationen voranzutreiben, … Und all jene Unternehmen, die es verstehen mit ihren Inhalten andere zu inspirieren, zum Austausch, zur Reaktion bewegen, werden dabei gewinnen – all die anderen werden auf länger Sicht hin verlieren.

 

DIE WIRKLICH RICHTIGEN INHALTE POSTEN

Das ist die Crux an der Sache.

Eigentlich nichts Neues, das Crux mit den Inhalten, werden Sie jetzt denken. Neu daran ist allerdings, dass die Inhalte von deutlich mehr Menschen weltweit gelesen, kommentiert, rezensiert, geshart, gelikt, … werden können. Deshalb ist es heute mehr denn je relevant, die Inhalte, die man als Unternehmen postet, entsprechend aufzubereiten – leichter gesagt als tatsächlich getan. Wäre es so leicht, dann würden die Inhalte vieler Unternehmen bereits ganz anders kommuniziert werden – ohne jetzt den Content der Unternehmen schlecht reden zu wollen.

Die Digitalisierung verlangt an so vielen Stellen gleichzeitig eine veränderte Arbeitseinstellung, eine neue Sichtweise und einen neuen Umgang mit MitarbeiterInnen, mit KundInnen und KooperationspartnerInnen. Deshalb konzentriert man sich als Unternehmen verständlicherweise zuerst einmal auf jene Prozesse der Veränderung, die scheinbar leichter und vor allem kontrollierbarer und skalierbarer von der Hand gehen – und dabei sind zweifelsohne technische Prozesse und Arbeitsstrukturveränderungen leichter zu managen als die Auseinandersetzung mit komplexen Inhalten im Netz.

Bevor wir uns in Bezug auf die Crux von Inhalten und den damit verbundenen Zweifeln und Ja, aber … Einwänden auseinandersetzen, rate ich Ihnen folgenden Spot anzusehen, es ist zur Abwechslung keine Story über den Coronavirus, wirkt aber auch intensiv und übermittelt das, was Storys lebendig machen – und dann reden wir konkret weiter über Ihre Inhalte und darüber, warum …

Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen bzw. das Unternehmen selbst in einer ganz bestimmten Weise öffentlich im Netz präsentieren, über sich erzählen – genau so, und nicht anders mit anderen Inhalten bzw. in anderer Aufbereitung mit anderen Storys umhüllt?

Warum Sie überzeugt sind, dass die Art und Weise, wie Ihr Unternehmen sich selbst und die Produkte wie auch Dienstleistungen vermarktet, wirklich (noch) richtig ist?

Und warum sich KundInnen von Ihren Inhalten, Ihren Erzählungen aus dem Unternehmensalltag und damit von den Produkten, die Sie vertreiben, angesprochen fühlen?

Auf den ersten Blick lassen sich diese Fragen vielleicht schnell beantworten, bei genauer Betrachtung könnte es jedoch schwieriger werden.

Deshalb machen wir jetzt den bereits vorhin angekündigten kurzen Break mit einem kleinen Spot.

Haben Sie sich den Spot angesehen?

Wenn ja, wie hat dieser Spot auf Sie gewirkt?

Den Kommentaren nach zu urteilen finden Menschen diesen Spot ansprechend – was meinen Sie warum?

Mag sein, dass Sie die Inhalte von diesem Spot naiv, albern oder gar scheinheilig finden. Abgesehen davon, wie soll mit einem solchen Spot garantiert werden, dass die Verkaufszahlen ansteigen? So gesehen mag der Spot ein netter Zeitvertreib sein, aber dem Unternehmen selbst doch keinen Vorteil bieten – oder doch?!

Ihre Fragen bzw. Zweifel in Bezug auf den Spot lassen sich nicht so schnell durch aussagekräftige Analysen beiseiteschieben – hierbei muss ich Ihnen rechtgeben. Aber so schnell sollten wir uns mit einem Urteil über den Content dieses Spots und den damit verbundenen zweifelhaften Gewinnsteigerungen für das Unternehmen auch nicht abgeben. Denn eines ist diesem Spot sicher: Der Inhalt des Spots hat Wirkung – so oder so.

Der Spot hinterlässt eine Spur, nicht so deutlich wie die Storys über den Coronavirus, aber dennoch, der Spot hat Wirkung. Und genau das muss jedes Unternehmen im Netz heute ebenfalls schaffen – eine Spur hinterlassen, um in der Flut von täglich bis zu 13.000 Werbebotschaften noch irgendwie wahrgenommen zu werden bzw. in Erinnerung zu bleiben. Und wie schafft man das, indem man Inhalte postet, die erregen, die eine tiefgreifendere Message, eine einprägsame Spur hinterlassen. Und wie berührt man die Menschen und hinterlässt eine wirkungsvolle Spur, indem man auf folgende Frage auf Anhieb, ohne nachdenken zu müssen emotional, mit Leben erfüllte Antworten findet:

Was verbindet Ihr Unternehmen mit den Menschen da draußen im Netz?

Haben Sie eine Antwort?

Es gibt eine, die sich über die gesamte Menschheit hinweg als verbindend zeigt – sogar das Überleben zu sichern schien: Geschichten miteinander teilen![3] Folgende 7 Faktoren bringen auf den Punkt, warum Storytelling für Unternehmen heute in digitalen Zeiten nicht bloß relevant, sondern sogar überlebenswichtig wird:[4]

  1. Das Gehirn liebt Geschichten, seit Menschheitsgedenken werden Geschichten erzählt. Auf Geschichten fußt die menschliche Entwicklung – auch in Zeiten von Bits and Bytes …

  2. Unsere Gehirne haben sich im Laufe der Evolution darauf ausgerichtet, Storys zu erzählen, zu verstehen und zu behalten. Die Gehirne sind nicht auf Business-Logik, nicht auf Powerpoint-Charts, die Fakten auflisten, ausgerichtet. Deshalb werden Storys 22x besser erinnert als Fakten.[5]

  3. Mit Geschichten kann man sich eindeutig zu anderen Unternehmen differenzieren, besonders relevant, um sich im Netz von anderen abzuheben …

  4. Geschichten lösen Emotionen aus, beim Coronavirus deutlich wahrzunehmen, hinterlassen eine deutliche Spur, die stärker ist als jedes noch so gute rationale Argument …

  5. Geschichten vereinfachen komplexe Themen – ein in komplexen Zeiten wie heute äußerst hilfreicher Aspekt, eine viel gesuchte Erleichterung …

  6. Geschichten binden Zielgruppen, in digitalen Zeiten eine außerordentliche Kraft …

  7. Geschichten schaffen Möglichkeiten zur Identifikation mit Unternehmen, binden und motivieren MitarbeiterInnen sich für das Unternehmen zu engagieren, gemeinsam am Erfolg zu arbeiten, gemeinsam Geschichten zu entwickeln, Lösungen zu generieren … – besonders wichtig in Zeiten von Homework und dem Trend virtuelle Büros zu installieren.

Das digitale Zeitalter ist sogar ein Geschichtenverstärker der Superlative.

Das digitale Zeitalter hat durch die technischen Möglichkeiten eine Art Geschichtenrausch ins Leben gerufen, dem Sie sich als Unternehmen hier und jetzt stellen müssen. Die Menschen im Netz sind nahezu unentwegt auf der Suche nach anregenden Geschichten, nach Problemen, die gelöst werden wollen, nach Abenteuern im Kopf, nach Communities, die sich gegenseitig Geschichten erzählen, sich gegenseitig mit Geschichten Anerkennung und Problemlösungen schenken, Produkte suchen, die mit besonderen Geschichten, mit besonderen Ergebnisse verbunden sind, …

Ob diese neue Flut von Geschichten-, Anerkennungs- bzw. Austauschrausch gut ist, sei jetzt an der Stelle dahingestellt – aber es ist das, was Menschen u.a. dazu bewegt etwas zu kaufen. Und gerade deshalb ist es meiner Meinung nach so relevant,

sich einerseits der Verantwortung bewusst zu sein, was man wie mit welchen Worten wo an Wissen weitergibt,

aber gleichzeitig nicht abwehrend, nicht langweilig, auf Fakten pochend, sondern lustvoll, lebendig, höchst inspirativ und anregend sinnvolle Inhalte in berührenden Geschichten im Netz postet und damit entsprechend positioniert, um zwischen den 13.000 anderen wahrgenommen zu werden.

Dahingehend mag der Golden Circle von Simon Sinek, US-amerikanischer Journalist, Autor, Redner, fürs Erste hilfreich sein, welche Gewichtung die Inhalte der Unternehmensgeschichten haben sollten – sprich, warum, wie, was ein Produkt einzigartig macht?[6] Versuchen wir gemeinsam anhand eines Beispiels den goldenen Kreis der Wirkungsweisen der Unternehmen zu verstehen, um darauf aufbauend bessere Inhalte und Geschichten zu entwickeln.[7]

Goldener Kreis nach Sinek

Mag sein, dass Sie meinen, dass sei für Sie nicht notwendig. Sie wissen ganz genau, was mit Was, Wie und Warum und der entsprechenden Aufbereitung in Geschichten gemeint ist. Das mag ich Ihnen nicht absprechen, Sie wissen es sicher. Manchmal ist es jedoch gut, vorhandenes Wissen zu vertiefen bzw. aufzufrischen – wie es beispielsweise Bernd Geropp in Bezug auf den goldenen Kreis macht:[8]

Fragen wir einmal einen bzw. eine MitarbeiterIn eines IT-Unternehmens danach, was das Unternehmen tut. Als Antwort könnte kommen: Wir stellen Computer her. Das entspricht dem äußeren Kreis von Sinek – dem Was.

Fragen wir nun weiter nach dem Wie. Der bzw. die MitarbeiterIn wird vielleicht antworten, dass sie schnellere Prozessoren herstellen, und das der Service besser ist als bei den MitbewerberInnen. Das Wie kann man erkennen, aber nicht aus welcher Haltung heraus, mit welcher Leidenschaft, mit welcher Lebendigkeit das Wie zum Wirken kommt.

Fragen wir jetzt nach dem Warum – dem Kern, dem Ziel. Warum gibt es das Unternehmen, indem der/die MitarbeiterIn tätig ist. Oft ist in Bezug auf eine solche oder eine ähnliche Frage ein Schweigen wahrzunehmen – oder die Antwort zu hören: Der Sinn und Zweck bzw. das Ziel ist es, Profit zu machen, Geld zu verdienen. Das ist jedoch nicht der Zweck eines Unternehmens, sondern ein Ergebnis, eine Antwort auf ein Was und nicht auf ein Warum. Erneut ist nicht zu spüren, welche Leidenschaft, welche Motivation die MitarbeiterIn, das Unternehmen dazu bewegt, das zu tun, was sie tun.

Bei den Antworten werden sie merken, dass Frage 1 und 2, sprich das Was und das Wie, nicht so schwierig zu beantworten sind. Frage 3, das Warum hingegen schon. Mag aber auch sein, dass Sie meinen, genau das macht Ihre Marketingabteilung ohnehin schon ganz konkret so darauf ausgerichtet. Doch stimmt das wirklich?

Sind die Inhalte, Produkt- und Dienstleistungsbeschreibungen von Ihrem Unternehmen im Netz wirklich inspirativ, regen andere zum Austausch an, machen neugierig, befriedigen die Sehnsucht der Menschen, Geschichten erzählt, mit Geschichten Probleme gelöst zu bekommen?

Bitte versuchen Sie jetzt ehrlich eine Antwort zu finden in Bezug auf Ihre eigenen Inhalte bzw. die Inhalte von Ihrem Unternehmen im Netz.

Es geht jedoch nicht darum, eine Bewertung vorzunehmen – sondern viel mehr um Ihre Bewusstseinschärfung, warum Ihre KundInnen da draußen im Netz mit Ihnen in Kontakt treten wollen, welche Geschichten die Menschen warum lesen möchten, warum dabei bestimmte Geschichten besser wirken als andere, …

Das Storytelling ist ein sich beidseitig formierender Prozess – einerseits in Unternehmen stattfindend und ebenso gleichzeitig in den Köpfen der KundInnen – die entsprechend der eigenen Geschichten im Netz nach einem fehlenden Puzzle, nach der Lösung suchen. Wenn Sie als Unternehmen es schaffen, die Geschichten und Probleme der Menschen da draußen empathisch, intuitiv aufnehmen und darauf mit einem ehrlichen, einem authentisch bewegenden Warum, einer entsprechenden Lösung verpackt in einer berührenden Geschichte antworten können, dann werden Sie im Netz eine deutliche Spur hinterlassen, eine Spur, die für Anziehung sorgt.

Vielleicht meinen Sie jetzt noch immer, dass Ihr Unternehmen, Ihre Marketingabteilung unentwegt mit Warum-Fragen beschäftig ist, und um das Warum herum Geschichten und Lösungen, eine erzählende Kommunikation im Netz formiert. Doch meiner Erfahrung nach wird das Warum nur am äußersten Rand gestreift. Die Was-Komponenten und die damit verbundenen weitaus oberflächlicheren Lösungen dominieren eindeutig in der Kommunikation und in den Geschichten – sofern man sich überhaupt dahingehend bemüht, das Was in Geschichten zu verpacken. Dazu eine kleine Anregung:[9]

Der König ist tot – das ist eine Information.

Am Abend vor der Schlacht ist der König von seinem Sohn getötet worden, um den Krieg zu verhindern – das ist eine Geschichte.

Vielleicht spüren manche, dass das Warum und das Verpacken von Warums in Geschichten unbequem ist, man nicht so schnell, leicht und klar Inhalte und Lösungen verbalisieren kann, u.U. mit Warum-Aspekten in emotionalen Geschichten sogar Probleme kreiert statt löst – was zum Teil auch so ist. Wenn Sie es so wahrnehmen, dann mag das zwar ein verständlicher Grund sein, sich nicht eingehender mit Warums und darauf aufbauenden Geschichten auseinanderzusetzen. Doch diese, aus Warum-Fragen heraus quirlenden, scheinbaren neuen Probleme, Zweifel, Irritationen kommen ohnehin irgendwann ans Tageslicht – insbesondere durch die Transparenz und Konkurrenz im Netz. Dann doch lieber schon jetzt eine, einen HeldIn aufbauen, die bzw. der im Netz mit all den Hochs und Tiefs, mit Konflikten und Lösungen für das Unternehmen vorbildhaft umgehen kann – sprich eine authentische, empathische Story erzählen …[10]

  1. Den bzw. die HeldIn erzählen lassen, mit dem bzw. der sich die LeserInnen, die Communities, die UserInnen und KundInnen im Netz sich identifizieren können.

  2. Das Ziel verbalisieren mit der entscheidenden Frage: Warum wird die Story erzählt?

  3. Den Konflikt und die Auflösung zur Wirkung bringen: Der Konflikt ist der wichtigste Aspekt in jeder Story, der jedoch fast immer kaum in unternehmerischen Kontexten Erwähnung findet. Der Konflikt zeigt sich in Widerständen, Ängsten, Problemen, weil die HeldInnen (und das Team oder das Unternehmen) am Weg zum Ziel mit Schwierigkeiten, mit Werteverletzungen, mit GegenspielerInnen, mit Katastrophen, mit … zu tun haben. Die Konflikte sind Prüfungen, die HeldInnen stärken und gleichzeitig persönlich reifen lassen, wodurch der Konflikt gelöst werden kann, weil die HeldInnen aus den Tiefschlägen lernen und neue Einsichten zu neuen Lösungen verbinden können. 

Die meisten Inhalte von Unternehmen aber auch von Blogs sind jedoch keine Storys sondern bloß Erzählungen, was man jedoch auch nicht abwerten sollten. Aber wenn man als Unternehmen heute neben 13.000 anderen gesehen werden will, genügen Erzählungen nicht mehr, dann braucht es Storys.

Leider zeigt sich, dass gerade die MarketerInnen von Unternehmen sich mit Storytelling schwer tun, u.a. deshalb, weil sie selbst bzw. das sie vertretende Unternehmen selbst die HeldInnen sein wollen – doch der Held sind die KundInnen. Die Marketingabteilung ist der Mentor – doch diese Rolle gefällt vielen im Marketing nicht. Dahingehend ist die Idee, KäuferInnen als Storyteller zu nutzen, eine gute Möglichkeit, die HeldInnen direkt zu Wort kommen zu lassen, Buyer Legends zu nutzen.[11]

 

RESÜMEE

Es mangelt aktuell bei vielen Unternehmen in der Kommunikation nicht nur am Warum, sondern gleichzeitig an entsprechenden Geschichten, weil es an kreativen Bildern, an der ehrlichen Auseinandersetzung mit Problemen mangelt, ebenso an inspirativen Visionen, an Werten, an Authentizität und Empathie.

Es mangelt den Unternehmen an Bewusstsein für Konflikte, für Probleme, die gelöst werden wollen. Unternehmen sehen sich nicht als solche, die Probleme haben, bzw. Probleme unserer Zeit lösen wollen – eine aktuell nicht hilfreiche Haltung, so tun, als ob alles passt und nur Lösungen verheißungsvoll anpreisen. Da fehlt ein wichtiger Aspekt.

Es mangelt daran, dass Unternehmen bloß als Helden gesehen werden möchten, ohne jedoch Probleme wirklich lösen zu wollen. Aus dieser Haltung heraus können keine Geschichten entstehen. Aus einer solchen Haltung heraus wird man sich als Unternehmen schwertun, das zu befriedigen, was die Maße von Menschen im Netz zu suchen wünscht – HeldInnen, mit denen sie sich identifizieren können und anstehende Probleme kreativ und verantwortungsbewusst lösen.

Es mangelt den Unternehmen konkret an Mut, die wirklich heißen Kartoffeln anzufassen, authentisch ehrlich und berührend sich als Unternehmen den Problemen zu stellen, und sich damit in Geschichten ein- und verwickeln zu lassen.

Doch es sei davor gewarnt, Storytelling mit einem ansprechenden Inhalt nur als Taktik zu nutzen, um zum Kauf von Produkten zu bewegen, zu manipulieren – im Netz wird sich das rächen. Wenn Sie Storytelling nur zum Mittel zum Zweck machen, ohne dem inneren wertebewusste Bestreben, gemeinsam die besten Lösungen für beide Seiten zu finden, werden Sie im Netz früher oder später auf Gegenwind stoßen. Mag sein, dass das rein taktische, von Werten, Gefühlen und gemeinschaftliche Verantwortungsgefühl abgetrennte Spiel mit den Inhalten und Storys eine Zeit lang gut geht, aber es gibt so viele Menschen im Netz, wo irgendeiner bzw. irgendeine die leeren Hüllen, ohne ehrliche Absichten, ohne ehrliche Intention echte Lösungen für beide Seiten kreieren zu wollen, das entsprechend blamen wird – mit Folgen, die Sie nicht abschätzen können.

Es geht nicht darum, ein schönes Bild von sich zu zeichnen, auf das andere hereinfallen. Es geht vielmehr darum, sich selbst als Unternehmen im Netz klar zu verorten:[12]

Warum mache ich was ich mache?

Wem nützt das?

Der Ausgangspunkt ist immer der jeweilige Purpose.[13] Die HeldInnen sind die KundInnen, das Unternehmen ist nur der Brand Mentor. Aus diesem Verständnis heraus sollten die Storys von Unternehmen geschrieben werden – fußend auf dem Wissen der unternehmerischen Identität, fußend auf einem Unternehmenszweck und einer entsprechenden Unternehmensvision.

Am Ende des Tages ist Storytelling die Technik, die zur Personifizierung Ihres Unternehmens beiträgt, und Sie vor Ihren KundInnen als guten Freund mit wichtigen Meinungen, Botschaften und Ratschlägen bzw. Lösungen auftreten lässt.[14]

Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch eine Story, ebenfalls nichts in Verbindung mit dem Coronavirus, zwecks Vertiefung der Inhalte dieses Artikels zu lesen geben:[15]

Zwei Autos fahren auf einer Landstraße – eine Schrottkiste und ein glänzender Porsche. Am Steuer sitzen eine illegale afrikanische Einwanderin und ein erfolgreicher Chirurg. Hinter einer Kurve sehen jeweils beide, wie ein Schulbus voller Kinder außer Kontrolle gerät. Nehmen wir an, der Bus beginnt zu brennen.

Beide halten. Denkt der Chirurg an seine sensiblen, wertvollen Hände, Hände, die viele Leben gerettet haben? Sicher. Doch er steigt aus. Er rennt zum Bus und beginnt Scheiben einzuschlagen. Und die Einwanderin, was tut sie? Sicher denkt sie daran, abgeschoben zu werden, wenn die Polizei sie später befragt. Sie könnte jedoch noch abhauen. Dennoch stellt sie sich an die Seite des Chirurgen und zieht Kinder aus dem Bus.

In solchen Momenten bzw. Geschichten offenbart sich das innere Wesen von Menschen. Darin liegt die Wahrheit und Kraft von Geschichten – ganz gleich, ob es darum geht, einer KollegIn bei einer Präsentation zu helfen, einem unfairen Chef Contra zu bieten, ein Wochenende durchzuarbeiten, um ein Ziel zu erreichen, mit dem kritischen Feedback eines Vorgesetzten umzugehen, ein Start-up durch eine Krise zu steuern oder Kinder aus einem Schulbus zu retten …[16]

Viel zu wenigen Unternehmen ist jedoch die damit verbundene Kraft von Geschichten bewusst, was Geschichten zu bewegen im Stande sind, wie machtvoll Geschichten das Warum und Lösungen zu erklären im Stande sind. Das Potential von Geschichten liegt bei vielen Unternehmen noch ungenutzt im Raum – und das könnte auch einen Grund haben, u.a. weil das Warum, die Geschichte und die damit verbundene Ausrichtung hin zu einer echten Lösung das Unternehmen selbst herausfordert, an manchen Stellen sogar rüttelt, manches im Unternehmen sogar bei genauer Betrachtung als fragwürdig erkennen lassen könnte?!

Ihr Günther Wagner

 

PS: Um meine zukünftigen Beiträge zu lesen, können Sie mir auch auf LinkedIn, Xing und Twitter folgen. Darüber hinaus finden Sie in der Gruppe „Leadership Café …“ neben meinen Beiträgen ebenso Beiträge anderer HR Influencer.

 

Literaturquellen:

[1] Statement von einem Manager, der anonym bleiben möchte.
[2] https://www.linkedin.com/posts/g%C3%BCnther-wagner-consulting_edeka-weihnachtsspot-weihnachten-2117-activity-6635833350626037760-duXa/
[3] https://www.welt.de/icon/design/article155995347/Heute-verkauft-man-Produkte-mit-guten-Geschichten.html. Am 2020-02-19 gelesen.
[4] https://www.takeoffpr.com/blog/storytelling-im-unternehmen. Am 2020-02-19 gelesen.
[5] http://www.strategisches-storytelling.de/was-ist-storytelling/. Am 2020-02-20 gelesen.
[6] http://www.strategisches-storytelling.de/das-warum-als-kern-jeder-guten-story/. Am 2020-02-18 gelesen.
[7] https://www.mehr-fuehren.de/die-frage-nach-dem-warum/. Am 2018-04-24 gelesen.
[8] https://www.mehr-fuehren.de/die-frage-nach-dem-warum/. Am 2018-04-24 gelesen.
[9] https://www.welt.de/icon/design/article155995347/Heute-verkauft-man-Produkte-mit-guten-Geschichten.html. Am 2020-02-19 gelesen.
[10] http://www.strategisches-storytelling.de/was-ist-storytelling/. Am 2020-02-20 gelesen.
[11] https://www.takeoffpr.com/blog/was-ist-storytelling-fuer-unternehmen. Am 2020-02-20 gelesen.
[12] http://www.strategisches-storytelling.de/was-ist-storytelling/. Am 2020-02-20 gelesen.
[13] http://www.strategisches-storytelling.de/was-ist-storytelling/. Am 2020-02-20 gelesen.
[14] https://www.takeoffpr.com/blog/storytelling-im-unternehmen. Am 2020-02-19 gelesen.
[15] http://www.strategisches-storytelling.de/was-ist-storytelling/. Am 2020-02-20 gelesen.
[16] http://www.strategisches-storytelling.de/was-ist-storytelling/. Am 2020-02-20 gelesen.