
WIE IST DIE KOMMUNIKATIONSKULTUR IN IHREM UNTERNEHMEN
Klar, präzise, unmissverständlich, lobend, motivierend, positiv ausgerichtet, in Augenhöhe, …
Meiner Beobachtung nach schätzen viele Führungskräfte Ihre Kommunikationsweise als verständlich und wertschätzend ein. Das mag von einem bestimmten Standpunkt her auch stimmen. Doch wenn man MitarbeiterInnen fragt, so kommt oft eine ernüchternde Antwort in Bezug auf die Kommunikationskultur Ihrer Führungskräfte. Das mag kein Vorwurf sein an diese – sondern mehr ein Hinweis, die Kommunikationsweise vom Management zu prüfen, und eingeschliffene, nicht mehr angemessene Kommunikations-Gewohnheiten zu hinterfragen.
Ich selbst erliege auch immer wieder dem Irrtum, meine Kommunikation sei stimmig. Das ist ganz normal. Doch normal heißt hier nicht, dass es immer gut ist bzw. gut bleibt. Und genau das möchte ich jetzt mit Ihnen gemeinsam beleuchten. Am Ende des Beitrages finden Sie 4 Tipps, um die Kommunikationskultur etwas zu verbessern.
Zum Einstieg lade ich Sie auf eine kleine persönliche Kommunikations-Reise ein. Vielleicht werden Sie schon beim Lesen dieser Reise merken, wo es heute in der Kommunikation unter Umständen hakt.
Es war einmal …
Zu Hause fing es an. Dort habe ich meine ersten Worte gelernt. Ich habe täglich geübt, meine Bedürfnisse und Einsichten von der Welt zu verbalisieren. Ich habe mit allem kommuniziert – mit Steinen, mit Pflanzen, mit Tieren, mit meinen Kind-FreundInnen, mit meiner Familie, mit Fremden, … mit mir selbst, … Als Kind habe ich mich in kommunikative Abenteuer gestürzt und dabei Zeit und Raum, Mögliches und Unmögliches kommunizieren lassen.
Im Zusammenwirken von meiner Familie und meinem Umfeld, Kindergarten, Schule, … habe ich meine Kommunikationsfähigkeit weiterentwickelt, trainiert und sozialisiert. Ich habe gespürt, dass Worte beflügeln, motivieren, aber Worte auch verletzen, Angst und Unsicherheit auslösen. Mehr noch, manchmal hat ich das Gefühl, dass man mir nicht das sagte, was eigentlich gemeint wurde. Das hat mich als Kind verwirrt. Was war nun richtig – die Worte, oder die Art und Weise wie was gesagt wurde?!
Als Kind habe ich viel gefragt, viel hinterfragt – wie all die anderen Kinder auch. Warum tut man das? Warum geht das so, und nicht andersherum? Warum ist das falsch und das andere richtig? … Mit den Antworten war ich häufig nicht zufrieden. Oft fehlte mir was. Ich machte die Erfahrung, dass Hinterfragen und Infrage stellen für andere mühsam scheint. Ich lernte, dass mir Infragestellen oft keine positiven Rückmeldungen bescherte.
Ich übte mich im Schreiben von Briefen, noch mit Papier und Tinte und diese so abzufassen, als ob der Empfänger ihn später öffentlich an die Wand hängen würde. Selbst einzeilige Briefe wurden mit höchster Sorgfalt, wohlüberlegt formuliert. Heute jedoch versuche ich so kurz wie möglich meine Mails zu fassen, weil ich weiß, dass Business-Mails nicht länger als acht Zeilen lang zu formulieren seien, und die von 12 auf 8 Sekunden gesunkene Aufmerksamkeitsschwelle nicht herausgefordert werden sollte [1].
Kommunikation heute
Und so hat sich meine Kommunikationsweise an das, was ich alles damit erlebt und erfahren habe angepasst, zu dem entwickelt was ich heute als meine Kommunikationskultur beschreiben würde. So hat jeder seine ganz persönliche Kommunikationsgeschichte und individuelle Kommunikationskultur, die jedoch durch die persönliche Leistung der Anpassung gut in das gesellschaftliche Kommunikationsverhalten passt. Eines ist dabei eindeutig festzustellen, die Zeit für Kommunikation hat sich drastisch reduziert, bzw. man versucht in einer bestimmten Zeit ein Vielfaches an Wissen und Aufgaben hineinzupacken. Das hat Folgen. Eine wirksame Kommunikation ist weit mehr als das perfekte Aneinanderreihen von Worten, um die Aufgaben, Handlungsgebiete und Herausforderungen perfekt zu lösen.
Wirksame Kommunikation bedeutet nach meinem Verständnis, empathisch, neugierig, respektvoll und gleichzeitig rational und sachlich objektiv mit einem Menschen in Verbindung zu treten, ohne sich selbst, die eigenen Standpunkte und Gefühle aus den Augen zu verlieren.
Aber genau dieser Punkt, die Begleitung der Gefühle in jeder Kommunikation, werden als unangenehme Begleiterscheinungen so gut es geht weggedrängt. Wir vergessen, dass wir jedoch immer mit der gesamten Persönlichkeit kommunizieren. Es mag zwar scheinen, dass wir gut sachlich argumentieren, aber in der Kommunikation übermittelt viel mehr als nur unsere Wahl der Worte. Wir kommunizieren, ob wir wollen oder nicht mit unserem ganzen Körper, mit unserer Mimik, mit Blicken, mit Gestik. Das vergessen wir – das ist ganz normal. Wir können nicht ständig alles an uns wahrnehmen. Selbst in kurzen Mails kommunizieren wir nicht nur sachlich. Was meine ich damit.
Wir formulieren eine kurze sachliche Mitteilung mit einer präzisen Handlungsaufforderung. Von unserer Seite aus, mag das rational, objektiv und sachlich bestens formuliert sein. Aber jener, der diese Mitteilung liest, wird, ob wir wollen oder nicht, nicht nur die sachliche Komponente lesen, sondern unbewusst und automatisch gleich noch etwas mehr hinein und dazu interpretieren. Das ist ein ganz normales menschliches Verhalten. Das tun wir alle.[2]
Und genau deshalb ist es so wichtig, dass wir Kommunikation nicht nur als Übermittlung von Meinungen und Anweisungen sehen, sondern Kommunikation auch als Vermittlungsplattform menschlicher Regungen verstehen – selbst in wohldurchdachten, klar geplanten Meetings.
Grafische Darstellung des Vier-Seiten-Modells [3]
Kommunikation – ein zweischneidiges Schwert
Wir mögen versuchen, rational bestmöglich vorbereitet ein Meeting zu führen. Doch was tatsächlich von all dem gesagten konkret von all den Beteiligten verstanden und als Handlungsaufforderung erkannt wird, das entzieht sich der rationalen Kontrolle. Das mag jetzt vielleicht bei einigen auf Unmut stoßen, verständlich. Wir alle bemühen uns vermutlich sehr, im Businesskontext so kompetent, sachlich und objektiv wie möglich zu kommunizieren, und dann soll das angeblich nicht greifen?! Das stößt unangenehm auf – mir geht es da nicht anders. Kommunikation ist eben weit mehr als nur der Austausch von Worten. Kommunikation ist ein sensibles Instrument, dem jedoch immer wieder zu wenig Einsicht entgegengebracht wird, u.a. aus Zeitdruck. Ich möchte jetzt niemanden zu Nahe treten, auch ich habe meine kommunikativen blinden Flecken und kommunikativen Fehltritte. Das gibt mir jedoch jedes Mal zu denken. In solchen Momenten merke ich, wie sehr Zeitdruck, Gefühle, Stress das Kommunikationsverhalten beeinflussen.
Früher war das selbstverständlich auch ein Thema, aber durch die langsameren kommunikativen Techniken war doch etwas mehr Raum zum Durchatmen und Reflektieren. Die Chance in sich selbst zu bemerken, dass man durch ein Gespräch getriggert wird, und möglicherweise dann zu rasch Urteile und Entscheidungen in den Mund nimmt, die man später bereut, ist heute relativ niedrig. Um der Komplexität in VUCA-Zeiten Herr zu werden, spreche ich immer wieder vom Mut zur Lücke. Aber in der oft anzutreffenden Kommunikationskultur würde ich nicht mehr vom Mut zur Lücke sprechen, sondern viel mehr vom Übermut der Lücke. Ich spreche nicht von den kompetenzbezogenen Wissenslücken, sondern viel mehr von den emotionalen Lücken. Das führt mich zu dem Bild, Kommunikation als zweischneidiges Schwert zu sehen. Was ich darunter verstehe, möchte ich mit Ihnen gemeinsam mit Hilfe einer kurzen Achtsamkeitssequenz erläutern.
Halten wir einmal kurz inne, üben wir uns 1-3 Minuten lang in Achtsamkeit. All jene, die schon einige Beiträge von mir gelesen haben, werden schon wissen, dass ich immer wieder das Instrument Achtsamkeit nutze, um ein Problemthema näher zu betrachten. All jene, die das noch nicht kennen, lade ich ein, jetzt einfach mitzugehen.
Wir gehen mit unserer Aufmerksamkeit zu unserem Atem. Wir versuchen unsere Aufmerksamkeit bei der Atembeobachtung zu bleiben.
Wir stellen dabei vielleicht fest, dass unsere Gedanken nicht beim Atem bleiben.
Unser Denken springt hin und her. In unserem Kopf bewegen sich unentwegt Gedanken. Wir können unser Denken auch nicht stoppen.
Und genau das ist Kommunikation. In unserem Kopf findet unentwegt Kommunikation statt, und dabei wirken meiner Erfahrung nach zwei Aspekte, die zwei Seiten der kommunikativen Klinge:
-
rationale Argumente
-
emotionale Befindlichkeiten
Diese zwei Seiten gehören zusammen, wirken als Ganzes. Ist mir das in der gesamten Tragweite nicht bewusst, dann ist mir auch nicht bewusst, wie ich dieses zweischneidige Schwert in der Kommunikation führen muss, um ein entsprechendes Ziel zu verfolgen oder herausfordernde Situationen verantwortungsbewusst zu lösen. Das heißt, insbesondere heute in schnelllebigen Zeiten:
In der Kommunikation präsent sein, immer wieder sich selbst auffordern und prüfen, ob man in Gesprächen, aber ebenso beim Verfassen von Mails, wirklich präsent ist und zu hört – oder springen die Gedanken zu anderen Problemen, oder zu gerade eintreffenden Mails auf dem Smartphone oder Tablet?
Sich der Wahl der Worte bewusst sein, sprich die Konsequenzen und die Tragweite der gesetzten Worte gedanklich und eben auch emotional durchspielen. Sind die Worte der Situation und der Person angemessen? Welche möglichen Reaktionen könnten meine Worte bei meinem Gegenüber auslösen? Wie könnte er meine Worte verstehen? Dabei geht es weniger darum, genau zu wissen, wie der/die andere reagieren könnte, sondern so offen zu sein, dass man dem/der anderen seine sehr persönliche, individuelle Reaktion auf eine Information zugute schreibt.
Präsenz und Embodiment gemeinsam wirken lassen. Die geistige Präsenz und die Emotionen haben, ob wir wollen oder nicht, einen Einfluss auf den Körper, welcher unbestreitbar bei jeder Kommunikation anwesend ist. Hier stellt sich die Frage, ob einem beispielsweise bewusst ist, mit welcher Körperhaltung und Körperspannung man gerade kommuniziert? Fühlt man sich gestresst? Bekommt man schlecht Luft, ist die Stimme belegt, meint man laut sprechen zu müssen, weil …? Unsere Kommunikation ist, wie schon gesagt, ein sehr sensibles Instrument, voll mit positiven und negativen Erfahrungen, die jede weitere Kommunikation begleiten und entsprechend zu führen versuchen. Selbstverständlich können wir nicht unentwegt wissen, was jetzt im Gespräch los ist, aber wir sollten zumindest so weit offen sein zu wissen, dass jede Kommunikation weit mehr Inhalt transportiert als man meint. Das zu wissen, ist schon ein riesiger Schritt hin zu mehr Einsicht und Verständnis.
Courage zeigen und in der Kommunikation unangenehme Aspekte und unangenehme Befindlichkeiten ansprechen. Das ist eben auch Kommunikation. Nicht nur auf der sachlichen, scheinbar neutralen Ebene alles zu kommunizieren versuchen, sondern die emotionale Ebene einbeziehen. Das zeigt die Menschlichkeit. Das fördert gleichzeitig Respekt und Empathie. Hier kann beispielsweise eine Kommunikations-Achtsamkeits-Unterstützung helfen, die Kommunikationsweise zu verbessern. Insbesondere bei unangenehmen Situationen kann eine Kommunikations-Achtsamkeits-Unterstützung helfen, die Kommunikation tiefgreifender, in Balance und Einsicht von Ratio und Emotionen zu führen.
Ihr Günther Wagner
Literaturquellen:
[1] http://www.omnisophie.com/dd282-sag-es-blitzkurz-aber-auch-multiperspektivisch-sonst-faellst-du-unter-die-trigger-gringos/. Am 2017-11-17 gelesen.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell. Am 2017-11-17 gelesen.
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell. Am 2017-11-28 gelesen.